SWIG CHRONOS: Wann entsteht Zeit?

„...Hör zu, Aion, ich möchte dir ein Angebot machen, die Entscheidung liegt ganz bei dir...“

Nach 10 Jahren meldet sich Cal bei Aion mit obigen Zeilen. Aion, 46 Jahre, Arzt und Witwer, ist eigentlich nicht interessiert. Dann aber siegt die Neugier.

Der Autor hat seinen spannenden Roman im Jahre 2048 angesiedelt. Der Schriftstil unterstützt einerseits den hohen Spannungsbogen, ist andererseits aber über viele Strecken sachlich. Warum, dazu komme ich später.

Cal hat Aion zu einem Gespräch mit Augustus Müller eingeladen. Das ist der Firmenchef der Firma Chronos.

„...Engere Vertraute sprachen oft in Maximen über Müller, nannten ihn brillant, visionär und außergewöhnlich, aber auch hart in der Sache...“

Aion sieht sofort, dass Müller an der gleichen Krankheit leidet, an der seine Frau gestorben ist. Auch seine Tochter Emilia ist daran erkrankt. Deshalb hört sich Müllers Angebot erfolgversprechend an. Er will mit einer Crew in den Weltraum fliegen und das Zwillingsparadoxon nutzen. Damit hofft er, der Krankheit ein Schnippchen zu schlagen. Bis zur Rückkehr hat seine Firma hoffentlich ein wirksames Medikament entwickelt.

Spätestens an der Stelle hat mich das Buch gepackt. Die wissenschaftlichen Grundlagen für das Experiment und die technischen Raffinessen, die für den Flug genutzt werden, um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen, werden zwar allgemeinverständlich und sachlich erklärt, setzen aber trotzdem ein gewisses Grundwissen in Physik voraus.

Die wissenschaftliche Leitung der Reise liegt in der Hand von Anya, die seit Jahren zum Thema Zeit forscht und in der Nähe des Sirius eine Anomalie festgestellt hat. Anya ist es auch, die während des Fluges Aion, der ja kein Physiker ist, an passenden Stellen die wissenschaftlichen Zusammenhänge mit erstaunlich einfachen Beispielen verdeutlicht.

Während des Fluges gibt es einige Überraschungen. Müller scheint seine eigenen Vorstellungen von dem Ergebnis der Reise zu haben. Seine Krankheit ist dabei nur die eine Seite. Seine Firma soll die mächtigste auf dem Erdkreis bleiben.

„...Kein Abschied auf der Erde fällt schwerer als der Abschied von der Macht. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass zu viel Macht an einer Stelle nie gut ausgeht...“

Die wissenschaftlichen Themen sind sehr vielseitig. Neben der Zeit spielen der Quantencomputer, die Thermodynamik und die künstliche Intelligenz eine Rolle. Ab und an werden sie gekonnt miteinander verknüpft.

„...Die Zukunft ist die Zielrichtung, in der das thermodynamische Gleichgewicht zunimmt...“

Zu Beginn jedes Kapitels gibt es ein Zitat, in dem es meist um die Zeit geht. Eines davon stammt von Mark Twain:

„...Die Zeit mag Wunden heilen, aber sie ist eine miserable Kosmetikerin...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich fand die Geschichte nicht nur spannend, sondern auch anspruchsvoll.