Annette Hennig Magdas Versprechen

„...Magda hob die Hand und gebot Henriette zu schweigen. Dann kam die Geschichte über ihre Lippen, die sie zuvor noch niemand anvertraut hat...“

Mit diesen Zeilen endet der Prolog des Buches. Magda ist 93 Jahre alt und lebt in der Schweiz. Henriette ist seit vielen Jahren ihre Haushälterin und mittlerweile ihre Freundin.

Die Autorin hat eine bewegende Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das Geschehen wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Der eine spielt wie der Prolog im Jahre 2012, der andere beginnt 1938.

Als Julie, Henriettes Tochter, eine Stelle in Frankfurt angeboten bekommt, will Magda ein Versprechen einlösen, das Jahrzehnte zurück liegt. Sie wendet sich an die Rechtsanwaltskanzlei von Ernst Roth und bittet um Hilfe.

Im Jahre 1938 ist Magda in zwei junge Männer verliebt. Das ist zum einen Benjamin Blumenthal, mit dem sie sich nur heimlich treffen kann, zum anderen Max, ein Gestapo-Offizier. Benjamins Eltern entscheiden sich, mit den Kindern nach Amerika auszureisen. Benjamin ist dagegen.

„...Wir müssen fort von hier, wenn uns unser Leben lieb ist. Dort drüben, wie du es nennst mein Sohn, gibt es für uns wenigstens eine kleine Chance. Hier haben wir keine mehr...“

Magda hat sich schon für Max entschieden. Doch nochmals geht sie zur Villa der Blumenthals und verabschiedet sich von Ava, Benjamins kleiner Schwester.

Deutlich wird der Unterschied zwischen beiden Männern herausgearbietet.

„...Max war fordernd. Max war draufgängerisch, Max hielt sich nicht mit Liebesschwüren und Liebkosungen auf…“

Als sie merkt, dass sie von Benjamin schwanger ist, muss es mit der Hochzeit ziemlich schnell gehen. Max überrascht sie damit, dass er die Villa der Blumenthals als ihr Heim gekauft hat. Während Magdas Vater mit dem neuen Regime nichts am Hut hat, ist ihre Mutter mit dem Partner ihrer Tochter hochzufrieden.

Max und Magda leben nebeneinander, nicht miteinander. Sie erscheint an seiner Seite, wenn es gesellschaftlich notwendig ist. Kurz vor Kriegsende verschwindet Max nach Südamerika. Hatte er keine Zeit mehr, den Safe leerzuräumen oder hat er bewusst Magda das Vermögen hinterlassen? Auf diese Frage wird es wohl keine Antwort mehr geben.

Magda setzt sich in die Schweiz ab und baut sich dort ein neues Leben auf. Sie hat aber nie vergessen, dass sie Ava und ihrer Familie die Villa zurückgeben wollte. Jetzt stößt sie Nachforschungen nach der Familie an.

Auch Johannes, Kriminalkommissar a. D., ist in den Fall involviert. Er war erst kurze Zeit bei der Polizei, als sie genau im Garten dieser Villa nach einem Toten gesucht haben. Damals wurde niemand gefunden. Haben sie etwas übersehen? Könnte Benjamin in Deutschland geblieben sein?

Natürlich gibt es auch im Privatleben von Johannes ein paar positive Entwicklungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erlaubt einen Blick in eine dunkle Zeit und zeigt, wie lange dies nachwirken kann.