SKANDALROMANE

Öffentlich-rechtlich finanzierte FIFA Korruption. Mehr Tatorte, als die South Bronx in den 90ern. Und der ewige Stenz, ist längst dem ewigen Lanz gewichen. Manchmal trauert man seinem Rundfunkbeitrag schon hinterher. Da hilft mir ganz allgemein und zuverlässig ARTE. Und ganz besonders zum Beispiel das hier:

SKANDALROMANE DER WELTLITERATUR

Mittlerweile 6 einstündige TV-Beiträge über jeweils einen amtlichen Aufreger in der Literaturwelt. So spannend wie die Werke selber und natürlich phantastische Köder, falls man das eine oder andere nicht gelesen hat.

Also wenn ihr das nächste mal nicht so eine richtige Leseenergie habt - Glotze an und einfach trotzdem Literatur! Ich und der Chat haben euch die Bücher mal zusammengestellt.

+Lolita von Vladimir Nabokov.

Erschienen 1955 und in Frankreich sogar zunächst verboten. Der Roman handelt von der obsessiven Liebe und sexuellen Fixierung des mittelalterlichen Literaturprofessors Humbert Humbert auf die zwölfjährige Dolores Haze, die er liebevoll und ironisch "Lolita" nennt. Der Chat sagt: Die Darstellung der Beziehung zwischen Humbert und Lolita ist unbestreitbar verstörend und provokativ, und der Roman fordert die Leser heraus, über Themen wie Moral, Schuld und menschliche Psychologie nachzudenken. Es ist diese Komplexität, die "Lolita" zu einem Gegenstand anhaltender literarischer Diskussion und Analyse gemacht hat. ... Nabokov selbst hat betont, dass sein Roman keinerlei moralische Botschaft oder Lehre beabsichtigt, sondern vielmehr als künstlerisches Werk zu verstehen ist, das die Grenzen der Literatur und die Natur des Erzählens erforscht.

+Madame Bovary von Gustave Flaubert

Erschienen 1857 in Frankreich. Der Roman erzählt die Geschichte von Emma Bovary, einer Frau aus der Mittelschicht, die in eine unglückliche Ehe mit einem Landarzt, Charles Bovary, gefangen ist. Enttäuscht von ihrem eintönigen Leben und der Mittelmäßigkeit ihres Ehemannes, sucht Emma Bovary Zuflucht in Liebesaffären und einem luxuriösen Lebensstil. Auch Flaubert wurde wegen Unmoral vor Gericht gestellt, aber freigesprochen und der Roman wurde schnell ein internationaler Bestseller.

Tolstoi und Proust waren bekennende Fans und Dostojewski sagte "Flaubert's 'Madame Bovary' ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk, das seine Größe aus der vollkommenen Kombination von Form und Inhalt zieht. Jedes Wort in dem Buch ist notwendig, und es gibt keinen einzigen Satz, der überflüssig wäre."

+Clockwork Orange von Anthony Burgess

Erschienen 1962. Natürlich Kubrick verfilmt 1971. Alex ist Anführer einer Londoner Jugendbande und begeisterter Beethoven-Fan. Wegen Mordes wird er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, bekommt aber eine letzte Chance: Ein neuartiges Experiment soll ihn zu einem guten Bürger umerziehen.

Ursprünglich schrieb Burgess den Roman mit 21 Kapiteln. In diesem letzten Kapitel durchläuft Alex, der Hauptcharakter, eine Art moralische Reifung und entscheidet sich schließlich dafür, sein gewalttätiges Leben hinter sich zu lassen. Die amerikanischen Herausgeber waren jedoch der Meinung, dass dieses Kapitel für das amerikanische Publikum nicht geeignet sei, da es einen zu optimistischen Ton im Vergleich zum Rest des Buches hatte. Sie drängten darauf, das Buch nach dem 20. Kapitel enden zu lassen, was eine viel düsterere und zynischere Sicht auf Alex und die Gesellschaft als Ganzes bietet. Als Stanley Kubrick seine Filmadaption drehte, basierte er sie auf der amerikanischen Ausgabe des Buches und schloss das 21. Kapitel ebenfalls aus. Burgess war über diese Entscheidung unglücklich, da er fühlte, dass ohne das letzte Kapitel die gesamte moralische Botschaft des Romans verloren ging. Er betrachtete das Fehlen des 21. Kapitels als eine Verzerrung seiner ursprünglichen Absicht für die Geschichte.

+Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell

Erschienen 2008. Verlagstext: "Mit den fiktiven Lebenserinnerungen des SS-Obersturmführers Maximilian Aue, Jahrgang 1913, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, zeichnet Jonathan Littell ein erschreckend detailgenaues Bild des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung und Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten aus Sicht eines Täters."

Marcel Reich-Ranicki fand das Buch unnötig provokativ und unnötig lang und bezeichnete es als "unerträglich" und "monströs". Bret Easton Ellis fand es "hypnotisch". Das Buch wurde mit dem renommierten Prix Goncourt und dem Grand Prix du Roman de l'Académie Française ausgezeichnet, zwei der höchsten literarischen Auszeichnungen in Frankreich.

+Die Nonne von Denis Diderot

Verlag: "Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozess um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

und wenigstens eine Frau:

+Die Kunst der Freude von Goliarda Sapienza

Der Roman wurde 1996 posthum veröffentlicht und wurde erst lange nach Sapienzas Tod populär.. Das Buch ist bekannt für seine Darstellung von weiblicher Sexualität, Autonomie und dem Streben nach persönlicher , weiblicher Freiheit. Modesta, die Hauptfigur, bricht mit traditionellen gesellschaftlichen Normen und sucht nach Wegen, ihr Leben selbstbestimmt und freudvoll zu gestalten. So erzählt sich auch die Geschichte des italienischen 20. Jahrhunderts.

Kritiker in führenden Zeitungen und Magazinen haben das Buch als "revolutionär", "beispiellos in seiner Offenheit" und "ein vergessenes Meisterwerk" beschrieben. Elena Ferrante, eine gefeierte italienische Autorin, deren Identität geheim gehalten wird, hat Sapienzas Arbeit in Interviews und in ihrem wöchentlichen Kolumnen gelobt. Sie betonte die Wichtigkeit von Sapienzas Beitrag zur italienischen Literatur und ihre Rolle als Wegbereiterin für nachfolgende Generationen von Schriftstellerinnen.

Habt ihr noch mehr Skandalromane? Dann bitte in die Kommentare schreiben - vielleicht können wir ARTE ja inspirieren.

Hier die ganze Liste:

https://yourbook.shop/collections/118517