Der Zerstörung der Welt – nicht so wichtig, oder?

Wir zerstören die Welt. Ich möchte nicht darüber reden, wie die Menschheit den Klimawandel vorantreibt und sich durch ihre eigene Dummheit zerstört. Ich möchte darüber sprechen, wie genau diese Themen in Büchern aufgegriffen und erschreckend realistisch weiter gedacht werden.

In diesem Artikel wird es um verschiedene Ausgangsproblematiken und Themen gehen. Ich spreche Bücher an, die Überbevölkerung, Machtgier, Klimawandel, völlige Idiotie und Anpassungsgabe thematisieren. Es geht also um Menschen, Heimat, Liebe und dem Bestreben nach Macht, Reichtum und Geld auf Kosten anderer. Auf eigene Kosten.

In diesem Sinne: Herzlich willkommen zum Weltuntergang!

Größenwahn und Machtmissbrauch

In „Ready Player One“ von Ernest Cline ist die Welt überbevölkert. Armut ist ein wichtiges Thema, aber es wird nicht angegangen, da die Menschen in der OASIS abhängen. Was sie brauchen, ist im Prinzip nur ein winziger Raum, eine VR-Brille und ein Internetzugang. In der OASIS beginnt die Jagd nach dem Easter Egg: Wer es findet, erbt alles, was der verstorbene Multimilliardär und Erfinder der OASIS hinterlässt.

In „Ready Player One“ ist die Zerstörung der Welt noch nicht weit fortgeschritten. Aber die Menschen sind auf dem besten Weg, alles in Schutt und Asche zu legen. Sie flüchten in die VR und leben allesamt zwei Leben. In diesem zweiten Leben ist eigentlich alles möglich, immerhin gehen Jugendliche auch online zur Schule. Doch wer arm ist, bleibt arm, und wer reich ist, hat bessere Chancen in jeder Hinsicht, so zumindest die Ausgangslage dieses literarischen Meisterwerks.

Die Menschheit macht sich kaputt, und das ziemlich nachhaltig. Als Leser oder Leserin von „Ready Player One“ sind wir begeisterte Videospieler, Fans der 1980er Jahre und fiebern mit den Protagonisten mit. Die Antagonisten benehmen sich außerordentlich „menschlich“. Um die OASIS endlich zu vermarkten und Werbung in den VR-Brillen zu schalten, bauen sie ein riesiges Team auf, das nicht nur nach dem Easter Egg im Auftrag der Firma sucht, sondern auch Konkurrenz ausschaltet, und wenn man dafür einen Spieler in der echten Welt lokalisieren und in die Luft jagen muss, ist das auch okay.

Es schockiert mich, wie realistisch diese sehr unterhaltsame und gute Geschichte eigentlich ist.

Wer, wenn nicht die Menschen, opfern Leben, nur um Geld zu machen. Aber was ist Geld eigentlich? Für mich ist es finanzielle Energie, mit der sich Dinge verwirklichen lassen. Doch ich glaube, Geld bedeutet für viele Macht. Und Machthungrigkeit, die gibt es auch im nächsten Buch.

Wenn der Planet Erde nicht mehr unsere Heimat ist

In "Hier ist es schön" suchen die Menschen einen neuen Planeten zum Bewohnen, denn das Klima hat unseren grünen Planeten fast dahingerafft: Alles ist überflutet, die Leute wohnen auf künstlichen Plattformen. Was früher Berge auf dem Festland waren, sind heute Inseln. In einer Fernsehshow, die an „Die Tribute von Panem“ erinnern, wurden zwei Menschen ausgewählt, die den Planeten verlassen und eine neue Siedlung der Menschheit gründen sollen, um die Spezies zu erhalten. Was wie eine Flucht vor dem Planeten beginnt, mündet in eine Flucht vor denen, die die Protagonisten über zehn Jahre auf die Mission vorbereitet haben.

Was für ein perverser Machtmissbrauch ist das denn bitte?! Die Firma, die die Fernsehsendung ins Leben gerufen hat, blockt offenbar alle Briefe von Verwandten, Freunden und Fans ab. Es gibt Leute, die Irma und Sam bewundern, aber auch solche, die sie anflehen, auszusteigen. Im Fernsehen fällt auf, dass Einiges faul an der Sache ist, aber Irma und Sam werden vom Rest der Welt abgeschottet. Vereine bieten Hilfe an, bitten um bestimmte Signale, um sofort einzuschreiten, und was macht der Sender? Schreibt im Namen von Irma Briefe, in denen sie erklärt, alles sei in Ordnung. Ist doch klar, dass Irma und Sam abhauen.

Macht ist etwas, das den Menschen auszeichnet. Das Bedürfnis nach Macht ist eine Perversion, die uns innewohnt, und ich kann nicht beschreiben, wieso wir nach Macht streben. Mit „wir“ meine ich in diesem Artikel eigentlich die Spezies Mensch (und fühle mich herrlich distanziert davon), doch in diesem Fall kann ich auf mein eigenes Leben blicken und sagen, dass ich selbst manchmal ein grundloses Bestreben nach Macht verfolgt habe.

Das Thema in „Hier ist es schön“ ist Heimat. Ist unser Planet überhaupt noch unsere Heimat, wenn wir ihn unbewohnbar gemacht haben? Ist der Mensch wirklich eine Spezies, die nicht begreifen kann, was Heimat ist und diese weiterhin zerstört, obwohl der Klimawandel in laufendem Gange ist? Nur … um Macht zu haben?!

Was passiert, wenn ein (guter!) Mensch unendliche Macht besitzt, erfahren wir im nächsten Buch.

Nur die Technik kann uns noch retten

Im ersten Band der Bobiverse-Trilogie "Ich bin viele" von Dennis E. Taylor müssen die Menschen den Planeten Erde komplett evakuieren, da sie ihn zerstört haben. Die Hoffnung: Ein Replikant. Dabei handelt es sich um einen Menschen, der sein Hirn nach seinem Tod hat digitalisieren lassen. Er wacht als KI auf, besteht alle Tests, die ihn zu einem unendlichen Leben befähigen (Selbstentzündungen und psychotische Anfälle haben die Konkurrenten dahingerafft), und jetzt ist Bob im All, mehrfach geklont, erforscht fremde Sternsysteme und Spezies, während die Bobs gleichzeitig dabei helfen müssen, die Menschen vor der Zerstörung der Welt, sich selbst und einer feindlichen Spezies zu retten.

Bob könnte die Menschen ausschalten. Er könnte über sie bestimmen, er könnte sie diktatorisch herumkommandieren. Aber Bob ist ein guter Mensch, also eine gute Seele in einer fast allmächtigen KI. Er will es allen recht machen, lässt sich nichts, aber auch gar nichts zu Schulden kommen. Und was passiert? Die dämlichen Menschen streiten sich darum, wer mit wem auf welchem Planeten zusammenleben kann. Also brauchen sie gleich zwei Zielplaneten. Außerdem gibt es eine Gruppe Radikaler, die fest davon überzeugt sind, dass die Menschheit nicht lebenswürdig ist. Sie sprengen Nahrungsvorräte und wollen, dass die Existenz unserer Spezies auf dem Planeten Erde zu Ende geht.

Bei solchen Menschen kriege ich ja die Krise. Ich lebe nach einem buddhistischen Grundsatz, nämlich dem, dass keine meiner Handlungen ein anderes Wesen negativ beeinflussen darf. Oder anders ausgedrückt: Sach ma, hackt’s bei euch?!

Nur, weil ihr glaubt, der Mensch soll auf der Erde verenden und das sei Schicksal, missioniert ihr alle anderen und nehmt ihnen weg, was sie zum Überleben brauchen? Ihr kommt auf einen neuen Planeten, alles kostenfrei, Bob und seine Klone hätten längst tausend Lichtjahre entfernt sein können, und ihr legt euch mit ihm an, verbietet ihm, Lebensräume zu erschaffen, die ihr nicht kontrollieren könnt, und alles, was euch interessiert, ist … euch selbst.

Ausnahmslos jeder Mensch interessiert sich für die gleiche Sache: Für sich selbst.

Fazit: Menschen, nehmt euch nicht so wichtig!

Wow, ist dieser Artikel deprimierend. Ich muss gestehen, beim Schreiben ging meine Stimmung bergab. Mir geht es gerade nicht wirklich gut, und ich bin vielleicht deshalb ein so großer Fan von Dystopien, weil sie so verdammt realistisch sind.

Die Faszination der Menschen für die Zerstörung der Welt ist meiner Meinung nach gar keine perverse Neigung zu Katastrophen. Es ist ein Auseinandersetzen mit dem, was wäre, wenn wir es einfach übertreiben würden. Wenn wir so weiter machten wie bisher, und die Falschen (weiterhin) an der Macht sind.

Damit dieser Artikel aber nicht so negativ endet, möchte ich ein letztes Buch vorstellen.

In "Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten" von Becky Chambers (Band 1 der Wayfarer-Trilogie) ist die Erde längst passé. Die Menschen sind eine von vielen Spezies, und zwar eine ziemlich merkwürdige aus der Sicht der anderen Spezies. Die Crew an Board der Wayfarer ist auf dem Weg zu einem weit entfernten Planeten. Während sie auf dem Weg sind, ihren Auftrag zu erfüllen, kommt ein neues Crewmitglied, ein Mensch, an Board.

In diesem Buch geht es um Beziehungen. Liebe zwischen gleichen, ähnlichen und anderen Geschlechtern. Liebe zwischen Spezies. Freundschaft über die Grenzen der Planeten hinaus. Arbeiten im Team, und zwar mit den Stärken und Schwächen der verschiedenen Spezies.

Die anderen sind keine Aliens, sondern wir, die Menschen, sind die unlogischen Gestalten, die die anderen kennenlernen. In dem Universum, das Becky Chambers geschaffen hat, müssen sich die Menschen erstmals seit der Existenz der Menschheit unterordnen. In diesem Science-Fiction-Epos zeigt die Autorin, wie die Menschen in den Griff zu bekommen sind. Und das macht ein sehr schönes Lesegefühl.

Die Zerstörung der Welt

Der Mensch ist immer schuld. Alle vier Bücher, die ich in diesem Artikel vorgestellt habe, zeigen, was uns und unseren Planeten vernichten kann und wird:

·Machtgier

·Geld

·Kapitalismus

·Krieg

·Idiotie

Als Gesamtes ist die Spezies Mensch schlichtweg dämlich. Sie opfern ihre Heimat, ihren Planeten, andere Menschen, und schätzen das Leben dennoch heilig. Sind wir alle scheinheilig?

Es hat mir großen Spaß gemacht, diesen Artikel zu schreiben, auch wenn er mich wirklich fertig gemacht hat. Wenn wir über die Zerstörung der Welt in der Fiktion schreiben, üben wir keine Gesellschaftskritik, die sich diskutieren lässt. Wir haben einen Ausblick vorliegen, der wie ein Mahnmal im Raum stehen kann, uns zum Nachdenken oder Schmunzeln bringen kann und unsere Neugier über die Spezies Mensch stillt.

Was wir längst verstanden haben müssten: Macht tut uns nicht gut, und sie ist sinnfrei. Wir brauchen Sicherheit, Freiheit, Liebe und Bedürfnisbefriedigung, aber keine Macht. Sie macht uns zu dem, was man „wilde Tiere“ nennen könnte, doch damit beleidigte man die Tiere. Sie lässt uns das hässliche Gesicht der Menschheit zeigen.

Wie war das noch mit den zwei Medaillen?

Ich liebe Menschen, aber ich hasse die Menschheit.