Der Weg zum eigenen Buch

Selfpublishing, also das unabhängige Veröffentlichen eines selbst geschriebenen Buches, ist seit Jahren auf dem aufsteigenden Ast. Seit 2017 gibt es den Deutschen Selfpublishing-Preis (https://selfpublishing-preis.de), der mit 6.000€ dotiert ist und normalerweise auf der Frankfurter Buchmesse verliehen wird. (In diesem Jahr fällt er coronabedingt aus; es gibt jedoch einen alternativen Selfpublishingbuchpreis.) Manche Selfpublishing-Autoren wurden von großen Verlagen „entdeckt“ und haben ihre Bücher inzwischen millionenfach verkauft. Ja, in Deutschland. Darunter sind z. B. Emily Bold, Nele Neuhaus oder Alex Wagner.

Ich bin freie Lektorin, das heißt ich prüfe und bearbeite Buchmanuskripte inhaltlich und stilistisch. Mit dieser Arbeit bin ich seit über 10 Jahren als Selbstständige unterwegs. Seit 2011 betreue ich auch Selfpublishing-Kunden. Bis Sommer 2018 war ich bei epubli, einem der größten deutschen Anbieter als Buchprofi gelistet, d. h. interessierte Kunden wurden auf dem Portal direkt auf mich (und meine Kollegen) aufmerksam gemacht. Dann habe ich mein Profil wieder löschen lassen, weil mich mehr Anfragen erreichten, als ich bewältigen konnte. Ich betreue aber immer noch Leute, die ihr Buch selbst veröffentlichen möchten – nun kommen sie aber aufgrund von Empfehlungen zu mir.

Worüber schreiben Selfpublishing-Autoren?

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Eine kleine Analyse der Anfragen, die mich im Laufe der Jahre erreicht haben, hat ergeben: am häufigsten vertreten sind Ratgeber zu allen möglichen Themen. Direkt dahinter kommen die Romane, bei denen das Fantasy- bzw. Sci-Fi-Genre eine herausragende Stellung einnimmt. An dritter Stelle stehen (Auto)Biografien. Weniger häufig vertreten waren Jugendbücher, wissenschaftliche Texte und Kurzgeschichten. Aus der Sparte „Humor“ erreichte mich bisher nur eine einzige Anfrage.

Gut zu wissen: Am besten verkaufen sich im Selfpublishing-Bereich übrigens Krimis und Fantasyromane.

Wie startet man ein Selfpublishing-Projekt?

Zunächst einmal braucht man eine Idee oder ein Thema, worüber man schreiben möchte. Je nach Typ schreibt man einfach drauflos oder erstellt vorher eine Gliederung. Viele der Selfpublishing-Plattformen bieten Tipps und Tutorials für Autoren an. Es ist gut, da mal reinzulesen. Ein Klassiker ist nach wie vor Sol Steins „Über das Schreiben“ +Über das Schreiben 9783866711266.

Wie bleibt man dran und schreibt sein Buch zu Ende?

Es ist wie mit vielem im Leben: Hat man ein Ziel vor Augen, ist es leichter, vorwärts zu gehen. Und mit Gefährten läuft bzw. schreibt es sich leichter als allein. Setze dir ein zeitliches Ziel, bis wann du dein Buch oder Teile deines Buches fertig geschrieben haben willst. Reserviere dir dafür Zeiten/Tage/Urlaube in deinem Terminkalender und halte dich daran. Ziehe jemanden ins Vertrauen, der dich bei dem Projekt unterstützt, vielleicht auch erste Kapitel gegenliest. Jemanden, der nachfragt, wie du vorankommst, der dich motiviert, dranzubleiben. Empfehlen kann ich auch Jurenka Jurks Online-Kurse, z. B. „Zeit zum Schreiben“. Wer des Englischen mächtig ist, dem sei auch wärmstens Jeff Goins´ „You are a writer“ ans Herz gelegt.

Wie geht es weiter, wenn das Buch fertig ist?

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Spätestens jetzt solltest du darüber nachdenken, einen Profi mit ins Boot zu holen. Überlege dir, ob du dein Buch über einen Verlag veröffentlichen willst oder per Selfpublishing. Suche dir einen Lektor/eine Lektorin deines Vertrauens und lass dich zunächst beraten, was zu deinem Buch passt. Ein seriöser Anbieter wird dafür etwas Geld haben wollen, aber das ist gut investiert und außerdem als Werbungskosten von der Steuer absetzbar. Eine gute Einführung, worauf man achten muss, findet sich auch in Alex Wagners Buch „Amazon Werbung für Autoren“ das aus der Praxis für die Praxis geschrieben wurde.

Ein paar Fakten über Selfpublishing:

1. Wer unter die Self-publisher gehen möchte, nutzt dafür in der Regel eine Selfpublishing-Plattform wie Books on Demand, epubli oder KDP (Kindle Direct Publishing) etc.

2. Die Nutzung dieser Plattformen ist kostenfrei. Viele bieten auch eine kostenfreie Veröffentlichung an. Legt man einen Preis für sein Buch fest, behält der Anbieter einen gewissen Prozentsatz davon als Provision. So finanzieren sich Selfpublishing-Plattformen wie Books on Demand (BoD), Kindle Direct Publishing u. a.

3. Diese Plattformen sind keine Verlage, bieten (oder vermitteln) aber im Grunde alle Dienstleistungen an, die ein „normaler“ Verlag ebenfalls für einen Autor bereithält: Lektorat, Herstellung, Marketing, etc. Der große Unterschied: Für die Kosten diese Dienstleistungen muss man als Autor selbst aufkommen.

4. Bei der Veröffentlichung kann man wählen zwischen „Book-on-Demand“ oder E-Book. Beides ist auch gleichzeitig möglich. „Book-on-Demand“ bedeutet, dass ein Buch erst nach der Bestellung gedruckt wird, nicht vorher. So ist es möglich, dass ein Buch lange lieferbar bleibt und keine Lagerkosten etc. entstehen.

5. Ein Selfpublishing-Buch, das mit einer ISBN versehen ist, kann wie jedes andere Buch auch online oder offline im Buchhandel bestellt und gekauft werden.

Was man wissen muss

Nicht zu jedem Menschen und jedem Buch passt Selfpublishing. Ein Buch über einen etablierten Verlag zu veröffentlichen, hat den Vorteil, dass dieser für die Überarbeitung des Manuskripts eine Lektorin bezahlt. Darüber hinaus sorgt er auch dafür, dass das Buch beworben wird und im Buchhandel erhältlich ist. Ich habe bereits erfolgreich einige meiner Kunden an Verlage vermitteln können, weil ihre Buchidee einfach zu diesen Verlagen passte und dort auf Interesse stieß. Zwei Drittel dieser Bücher wurden übrigens von Frauen geschrieben.

Wer grundsätzlich Lust hat, für sein Buch selbst Werbung zu machen, braucht diese Dienstleistung nicht unbedingt. Außerdem gilt in der heutigen Zeit bei vielen Verlagen, dass Bücher neuer Autoren einen sehr kurzen Lebenszyklus haben. Verkauft sich ein Buch nicht auf Anhieb gut, wird bald der Preis reduziert und es ist dann möglicherweise bereits innerhalb von 2 Jahren gar nicht mehr erhältlich. Wer sein Buch selbst veröffentlicht, hat wesentlich mehr Freiheit bei der Gestaltung von Inhalt, Preis und Verfügbarkeit. Dies scheint vor allem den Männern wichtig zu sein – bisher waren alle meine Kunden, die sich für den Selfpublishing-Weg entschieden, männlich. (Fairerweise muss ich dazu jedoch sagen, dass ich auch von Frauen etliche Anfragen erhalten habe, diese Projekte aber aus verschiedenen Gründen nicht zustande kamen. Das Verhältnis der Anfragen war übrigens 1:2 – ein Drittel der Autoren war weiblich, zwei Drittel männlich.)

Ich biete den Autoren, die auf mich zukommen, nicht nur ein Lektorat, sondern auch eine Beratung an. Manche wissen bereits sehr genau, was sie möchten. Den anderen helfe ich, herauszufinden, welcher Weg für ihr Buch der beste ist. So hatte ich vor Kurzem eine Kundin, die bereits vor dem eigentlichen Schreiben ihres Buches an mich herangetreten ist. Auf der Grundlage ihrer Idee haben wir eine erste Gliederung für das Buch erstellt, nach der sie nun schreibt. Wir haben außerdem vorab besprochen, welcher Weg sich für ihre Publikation am besten eignet. Da sie sehr gut vernetzt ist und bereits Kontakte zu Autoren hat, die es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft haben, bietet es sich bei ihr an, zunächst an deren Verlage heranzutreten und ihr Projekt vorzustellen. Für sie ist Selfpublishing lediglich eine Alternative, wenn sie nicht auf Anhieb einen Vertrag erhält.

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Mein Fazit: Der Weg zum eigenen Buch ist steinig, aber in der heutigen Zeit dank Selfpublishing wesentlich leichter geworden. Wer bereit ist, nicht nur seine Zeit, sondern auch etwas Geld in die Hand zu nehmen, um seinem Buch inhaltlich, optisch und werbetechnisch den perfekten Schliff zu geben, kann auf diesem Weg seinen Traum vom Autorenleben wahrmachen.