Lesen und Schreiben

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Nein, ich will nicht über die Bedeutung der Kulturtechniken im digitalen Zeitalter schreiben. Ich will ein paar Gedanken loswerden über den Zusammenhang zwischen diesen beiden Tätigkeiten hier auf mojoreads.

Wenn ich mich umschaue, hier in den Rezensionen und anderen Beiträgen, und mich selber beobachte (z.B. in diesem Moment), dann muss ich ein wenig schmunzeln. Tun wir vielleicht alle so, als ginge es uns um die Literatur, um die Bücher und um das Lesen - ohne so richtig zu bemerken oder uns einzugestehen, dass das eigene Schreiben ein mindestens gleichwertiges Bedürfnis ist? Anders ausgedrückt: Ist nicht so ein Bücherforum für viele User eine Möglichkeit, sich selbst im Schreiben zu üben und auszudrücken - auch mit der Hoffnung, wenigstens ein kleines zuverlässiges Publikum zu finden?

Wenn das so wäre - zumindest bei einem bestimmten Teil der aktiven mojoreads-User - dann wäre der Gegenstand in gewisser Weise auch ein Mittel zum Zweck. In der extremen Form könnte das bedeuten: "Ich lese ein Buch (hauptsächlich) deshalb, weil ich weiß, dass meine Rezension mir die Gelegenheit zur sprachlichen Selbstentfaltung geben wird und auf mojoreads (oder im eigenen Blog) ein paar Leser finden wird."

Dieser Zusammenhang zwischen Lesen und Schreiben wird den meisten Buchbloggern sowieso permanent bewusst sein, natürlich. Ich vermute aber, dass auch hinter der ein oder anderen Gelegenheitsrezension hier auf mojoreads die Freude am Selberschreiben steckt.

Da ich selbst einen eher breit aufgestellten Blog betreibe, habe ich ich deutlich gespürt, wie attraktiv ich das Schreiben über Bücher auch im Vergleich mit anderen Themen fand. Das hat vielleicht damit zu tun, dass man sich das Interesse an den eigenen Texten sozusagen "erschleichen" kann: Weil sich die Menschen für ein bestimmtes Buch interessieren, widmen sie sich meinem eigenen literarischen Produkt. Sie können sich gar nicht dagegen wehren! (Und wenn sie dann in einer Rückmeldung nicht das Buch sondern die Qualität der Rezension zum Thema machen, ist man besonders glücklich....).

Aber ich will nicht unerwähnt lassen, dass auch das Schreiben über aktuelle (politische oder gesellschaftliche) Themen einen Reiz hat. Auch hier gibt es eine Mischung zwischen inhaltlichen Motiven (eine Meinung/Überzeugung verkünden) und dem Bedürfnis zum sprachlichen Ausdruck.

Mitten in der Corona-Krise spielt auch der "therapeutische" Wert des Schreibens eine Rolle. Mir tut es gerade im Moment wirklich gut, (fast) jeden Abend meine Gedanken dazu in Worte zu fassen und sie in meinem Tages-Post zu veröffentlichen.

Ich bin gespannt, wie ihr den Zusammenhang zwischen Lesen und Schreiben erlebt!