Interview mit Ella Amah

Ella Amah kam Mitte der Neunziger in Casablanca zur Welt, wuchs in Berlin auf, studierte unter anderem in Dublin und lebt heute in der Nähe von Barcelona, wo sie in der Entwicklungsabteilung eines Robotik-Unternehmens arbeitet.

In ihrem Debütroman „Ainoa & Mian“ erzählt sie von Hybriden Mischwesen, halb Mensch, hab Maschine und den krassen Gegensätzen zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden ihrer dystopischen Welt.

(Hier könnt ihr das Interview auch auf meinem Blog lesen: https://buechercafe.wordpress.com/interview-mit-ella-amah/ )

Im E-Mail Interview, das ich mit ihr führen durfte, schrieb sie über sich und ihre Bücher. Aber lest selbst:

J: Ainoa & Mian – Wer von den beiden konnte die mehr ans Herz wachsen?

E: Ganz klar Ainoa! In der Figur steckt viel von mir selbst. Ich kann mich total mit ihr identifizieren… Mian ist aber auch ein Schnuckel!

J: Verstehe 🙂 War es eigentlich von Anfang an geplant, dass Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen?

E: Nein. Ehrlich gesagt suche ich noch immer einen Verlag. Aber das ist total schwer, leider. Trotz guten Feedbacks hat es bislang nicht geklappt. Hier in deinem Blog eventuell mitlesende VerlagslektorInnen dürfen sich also gern melden…

J: Das wäre toll 🙂 Aus deiner Autorenbeschreibung liest man, dass du schon viel in der Weltherumgekommen bist. Warum hast du dein Buch ausgerechnet auf Deutsch geschrieben, wo du doch jetzt in Spanien lebst?

E: Deutsch ist und bleibt meine Muttersprache. Ich bin schließlich in Berlin aufgewachsen. Ich lese und spreche viel in anderen Sprachen, aber so richtig gut meine Gefühle in einem Text ausdrücken, das klappt irgendwie nur auf Deutsch!

J: Ich habe gelesen, dass du in einem Robotik-Unternehmen arbeitest. Ist dein Wissen darüber auch in das Buch insbesondere die Hybride eingeflossen?

E: Ja. Definitiv. Das ist alles viel weniger Science Fiction als man vielleicht zunächst denkt. Viele der Dinge, die meine Hybriden im Buch können, etwa Geräte mit Gedanken steuern, werden bereits erprobt und sind absolut im Bereich des technisch möglichen. Das hat mich dazu inspiriert, mir eine solche Geschichte auszudenken.

J: Wow, das hätte ich echt nicht gedacht! Ist Ella Amah eigentlich ein Pseudonym?

E: Ja. Und das hat tatsächlich auch mit meiner Arbeit zu tun. Ich will nicht, dass mein Chef mitbekommt, wovon ich privat so schreibe. Schließlich darf ich in meiner Firma unsere „schöne neue Welt“ immer nur als positiv verkaufen und in meinem Buch lasse ich dagegen auch mal meinen Ängsten freien Lauf, wohin so viel Macht für Technologie die Menschheit eigentlich führen kann.

J: Das ist natürlich verständlich. Gibt es ein Vorbild für Altenbrück? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht mehr allzu viele Städte mit einem Viadukt gibt.

E: In meiner Kindheit habe ich oft Urlaub bei Verwandten in einer friedlichen, aber verschlafenen Kleinstadt in Hessen gemacht und mich dort genauso gelangweilt wie die Jugendlichen im Roman, das hat mir als Inspiration gedient. Da gab es aber nicht einmal so ein schönes Viadukt. Das habe ich mal bei einer Bahnfahrt aus dem Zug heraus gesehen und fand es faszinierend. Es steht in Altenbeken in NRW, daher auch der Name des Ortes, auch wenn ich da nie ausgestiegen bin…

J: Oh, da muss ich nachher gleich mal schauen. Auf welcher Seite stehst du: Norden oder Süden?

E: Ich stehe immer auf der Seite der Gerechtigkeit und leider lässt die sowohl im Norden als auch im Süden zu wünschen übrig. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich wohl den Norden vorziehen. Lieber keine Superkräfte und keine Unsterblichkeit erlangen können und leider auch viel Verlogenheit ertragen müssen, als in einer Welt zu leben mit so viel Elend, Not und Hunger wie im Süden.

J: Schon eine schwere Frage… Wer hat das passende Cover erstellt?

E: Freut mich, dass du es passend findest! Ich habe es selbst erstellt. Mittlerweile habe ich aber von Profis gehört, es könnte durchaus etwas düsterer für das Genre Dystopie sein. Aber ich mag es auch!

J: Ich finde, dass du das Cover sehr schön gemacht hast! Wie würdest du es finden, wenn dein Buch verfilmt würde?

E: Na das wäre natürlich ein Traum! Könntest du dir das denn vorstellen? Aber fürs Erste wäre ich schon glücklich, wenn es ein paar mehr Leser*innen finden würde. Oder einen namhaften Verlag. Aber wer weiß, vielleicht klappt es ja irgendwann.

J: Also ich fände das wirklich toll! Ich hoffe, dass das alles klappt! Und wie steht es mit FanFictions?

E: Das wäre natürlich auch total abgefahren, wenn da jemand Lust zu hätte. Kann ich mir aber bei der überschaubaren Zahl an Fans noch nicht so richtig vorstellen. Wobei, eine Leserin hat mir tatsächlich schon ihre Ideen für mögliche Fortsetzungen geschrieben!

J: Ich kann mich ja auch mal an einer versuchen 😉 Leider schon die letzte Frage: Was liest du eigentlich gerne für Bücher? Dystopien?

E: Auch, aber nicht nur. Ich lese sehr gern Coming of Age und Liebesromane sowie hin und wieder auch etwas anspruchsvollere Spannungslektüre. Gerade habe ich zum Beispiel „Die Putzhilfe“ von Regina Nössler gelesen, ein genialer Thriller!

J: Cool! Danke für das Interview!

E: Ich danke dir, war mir ein Vergnügen!