Die Sache mit den Credits

Im Zusammenhang mit der Umbenennung und Neuausrichtung der Plattform findet auch (mal wieder) eine heftige Diskussion über das (frühere) Credit-System statt.

Dabei stehen sich offenbar zwei Gruppen gegenüber: diejenigen, die das Abschaffen der Credits bedauern (oder gar als unfair bewerten) und die User, die so ein Belohnungssystem für überflüssig halten (oder sogar für schädlich, weil es Menschen anzieht, die es missbräuchlich nutzen).
Ich will mal meine Sichtweise schildern.

Um ehrlich zu sein: Mich hat das Credit-System (Anfang 2020, kurz vor der großen Eintrittswelle) zu mojoreads gebracht. Meine Motivation war insofern nicht „materiell“, weil ich auf diesen (eher symbolischen) Betrag aufgrund meiner finanziellen Situation sicher nicht angewiesen war. Was mich aber überzeugt hat, war der Grundgedanke, dass das Verfassen und Veröffentlichen einer (halbwegs ausgereiften) Rezension eine „Leistung“ darstellt (oder einen Nutzen erbringt), der eine Anerkennung wert sein könnte. (Warum auch ein kurzes mojo oder reine Bewertung belohnt wurde, habe ich nie verstanden).
Natürlich kann eine solche Anerkennung verschiedene Formen annehmen. Wenn ich z.B. davon ausgehen könnte, dass meine Rezensionen von zig Leuten gelesen würde, von denen mir dann etliche eine Rückmeldung schenken – dann wäre das sicher eine gute Alternative zu ein paar Cents.
Aber da dieses Forum ja nun mal auch eine wirtschaftlichen Seite hat, war für mich auch ein naheliegender Weg, die aktive Anreicherung der Informationen über Bücher finanziell zu würdigen. Zumindest diese „Bestätigung“ war sicher.
(Leider habe ich es nie erlebt, dass ich auch am Gewinn eines „wegen mir“ gekauften Buches beteiligt wurde).

Nun wissen die meisten von uns, was schon versucht wurde, um dem missbräuchlichen Abgreifen von Credits durch „Massenware“ Einhalt zu gebieten. Letztlich kostet jedes System Zeit, Aufwand und wird immer von irgendjemandem als ungerecht empfunden.
Ich schlage daher ein (unkompliziertes) Minimal-Credit-System vor, das mir in sich stimmig zu sein scheint: Credits gibt es in Zukunft nur noch für Rezensionen von Büchern, die im yourbook-shop gekauft wurden! Statt der (geplanten) zusätzlichen Versandkosten, gäbe es also für Rezensenten einen kleinen, indirekten (symbolischen) Rabatt. Das könnte eine win-win-Situation werden.

Unabhängig davon, ob irgendein Credit-System überlebt, sind andere Formen von Austausch und Bestätigung sicher vorrangig. Ich fand z.B. die Idee gut, besonders aktive Buchbesprecher/innen mal persönlich vorzustellen (ist irgendwie untergegangen?).
Manchmal finde ich Rezensionen so beeindruckend, dass ich das auch in einem Kommentar zum Ausdruck gebe. Vielleicht könnte man so etwas ja auch bündeln (sodass auch andere auf solche tollen Texte aufmerksam werden – auch wenn es nicht um das eigene Lieblings-Genre geht). Da muss man ja nicht gleich die „Rezension des Monats“ ausrufen...

Was sich sagen wollte: Ich finde das Bedürfnis noch Rückmeldung und Anerkennung nicht ehrenrührig – und in diesem Zusammenhang würde ich ein - gut durchdachtes – Credit-System weiterhin befürworten.