
sursulapitschi
Okay, ich schließe nicht aus, dass ich vieles von diesem Buch nicht verstanden habe. Ich habe sogar ganz sicher nicht alles verstanden, aber ich würde behaupten, ich bin nicht die dümmste mögliche Leserin. Kann man mir ein Buch nicht so servieren, dass ich es verstehe? Ist das zu viel verlangt? Am Anfang hat es mir noch gefallen. Da kommt ein verrückter amerikanischer Tech-Milliardär daher und möchte eine eigene Welt erschaffen, eine Oase, ein rechtlicher Freiraum, ein soziales Experiment, in dem es gerecht zugeht, ohne Autos, mit Regeln, die die Bevölkerung selbst festlegt. Von allen Orten auf der Welt sucht er sich Weimar aus, warum habe ich nicht verstanden, wie das gehen soll auch nicht. Jedenfalls darf jeder Weimarer mitmachen und in der eigens dafür entwickelten App Vorschläge einbringen, wie er sich diese neue Welt wünscht. Was mit den Weimarern passieren soll, die nicht mitmachen möchten, habe ich auch nicht verstanden. Es passiert das Erwartbare: Die einen machen Vorschläge, die anderen stampfen sie in den Boden. Rechtsextreme ereifern sich und werden übergriffig. Die wunderbare neue Welt wird in diesem Buch nie realisiert. Sie ist im Grunde nur das Thema, eine Theorie, um sich weltanschaulich zu ereifern. Das können Isabel und ihre Tante Dagmar besonders gut, sie sind Lehrerinnen und halten ihren Schülern, Studis und uns viele belehrende politische Vorträge. Isabels Schwester Annika kam extra aus Amerika, weil ihre Mutter im sterben liegt, aber auch das scheint nur ein Anlass zu sein. Man hat wohl nicht viel Zeit zu trauern, während eine neue Welt entsteht. Dieses Buch liefert eine spannende Idee, schafft es aber nicht eine fesselnde Geschichte daraus zu machen. Im Grunde ist es eine Sammlung politischer Vorträge in etwas unentschiedene Handlung verpackt. Meine anfängliche Begeisterung hat sich nach etwa der Hälfte des Buches gelegt.