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awogfli

Posted on 28.3.2023

Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass mir die Fabulierkunst und der Humor der Autorin gefallen, aber sie sind leider für mich viel zu platt und seicht, über weite Strecken haben mich die Formulierungen und Witze sogar ordentlich genervt. Der Inhalt und der Plot hingegen sind richtig gut, dramaturgisch hat Susanne Kristek einiges auf dem Kasten, sie hat nämlich wirklich etwas Innovatives zu erzählen. Sie präsentiert der Leserschaft augenzwinkernd die Hege und Pflege ihres Debütromans, nachdem er geboren wurde und die schwere Geburt ihres nachfolgenden zweiten Buches. Dabei ist die herausragendste Eigenschaft, dass sie sich überhaupt nicht ernst, selbstironisch auf die Schaufel nimmt und sehr ehrlich die alltäglichen Problemchen einer angehenden Schriftstellerin schildert. Da können sich die werten Bestsellerautoren, die auch schon über das Thema geschrieben haben, ein Scheibchen abschneiden, denn die nahmen sich meiner Meinung nach persönlich viel zu wichtig. Kommen wir zu den positiven Seiten, dem Plot. Die Geschichte beginnt als die Protagonistin ihren Debütroman – von einem Verlag gedruckt – erstmals in der Hand hält. Die noch sehr unbekannte Autorin muss ab diesem Zeitpunkt einiges mitmachen, denn der Verlag rührt bei Newcomern nicht wirklich massiv die Werbetrommel wie sonst bei bekannten AutorInnen. Wir nehmen an verzweifelten Werbekationen während Corona, behindert durch Kontaktbeschränkungen teil, wir begleiten sie beim Suchen des Romans in vielen Buchhandlungen und beim Ordern und Kaufen des eigenen Buchs. Davon erzählte übrigens schon mal Sebastian Fitzek auf der Leipziger Buchmesse in seinem humorigen Vortrag, gerichtet an BuchhändlerInnen, als er auch noch völlig unbekannt war. Fitzek ging sogar so weit, seinen Erstling auf den hinteren Plätzen im Bestsellerregal zu positionieren – auf den ersten Plätzen wäre es aufgefallen, ein Leseexemplar seines Debütromans in eine Buchhandlung zu schmuggeln, dabei auch prompt vom Detektiv ertappt zu werden und sein Werk zu ordern, zu kaufen und dabei den Fehler zu machen, mit seiner Kreditkarte zu bezahlen. Auch dabei wurde er von einer freundlichen Verkäuferin erwischt, weil der Autorenname und der Karteninhaber deckungsgleich waren. Man sieht also, einige junge Autoren starten mitunter wahnwitzige Taten, um in den Buchhandlungen um Aufmerksamkeit zu heischen. Neben mehreren Promotion-Desastern nehmen wir auch an einigen kleinen Schritten zum Erfolg der Protagonistin teil, als Elke Heidenreich beispielsweise eine Empfehlung für das Buch abgibt und die Autorin für die Taschenbuchausgabe an einen deutschen Verlag vermittelt. Zudem versucht die Protagonistin sich auch in jede Lesung zu schmuggeln, selbst Lesungen zu veranstalten und sich in Zeitungsfeatures hineinzureklamieren. Der ganz normale Wahnsinn von Werbung und Buchmarketing einfach. Das ist köstlich. Nebenbei beginnt sie mit Unterstützung ihrer Schreibschwester, die gleich im ersten Wurf einen Bestseller gelandet hat, an ihrem zweiten Roman zu arbeiten und hat auch hier enorme Motivationsprobleme, die sie sehr selbstironisch darlegt. So, nun leider zu meinem Kritikpunkt. Sprachlich-stilistisch finde ich den Roman sehr stark unter dem Durchschnitt. Jeglicher Humor ist eben auch immer subjektiv, aber da das Buch als Satire angelegt ist, wurde ich ständig mit Witzformulierungen, die ich zu platt fand, konfrontiert. Ich gebe zwei Beispiele zur Veranschaulichung: „Großer Motivations-Heinzi, los, sag, wie geht es mit mir weiter???“ „Schwarzer Rollkragenpulli zum Beispiel. Wobei ich den nicht mag, denn wenn du liest, schaust du ja nach unten. Und was passiert, wenn man mit dem Rollkragenpulli nach unten schaut?? Richtig! Der Goder hängt drüber. Subopti!!!!!!!!“ Versteht mich nicht falsch, die Situationskomik, die sich die Autorin ausgedacht oder erlebt hat, ist zum Brüllen, aber die sprachliche Präsentation des Humors ist mir persönlich einfach zu infantil: Motivations-Heinzi und Subopti, echt jetzt? Und das von einer Protagonistin, die nicht mehr in die Kategorie Jugendsprech fällt, da sie mehr als 40 Jahre auf dem Buckel hat. Das ist einfach nicht konsistent und zudem sehr nervig. Fazit: Vier Sterne für Inhalt und Plot, einen Stern in der B-Note für Stil und Formulierung, ergibt 2,5 Sterne genau, die ich ausnahmsweise gnadenhalber und wohlwollend auf drei aufrunde, denn es ist ja schon der zweite Roman der Autorin.

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