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Ladybug

Posted on 29.1.2023

Vielschichtig, aber nicht fesselnd Im Jahr der Machtergreifung lernt der Buchbinder eine junge Frau kennen und lieben, verliert sie aber wieder aus den Augen. Ein kleiner Junge flieht 1945 aus einem brennenden Gebäude und wird von einem Bücherdieb erst aufgenommen, dann zu einer Pflegemutter gebracht. Und in den Siebzigerjahren führt ein Buch Robert Steinfeld zu seinen Wurzeln und löst so manches Geheimnis auf. Drei unterschiedliche Erzählstränge in drei unterschiedlichen Jahrzehnten erzählen eine außergewöhnliche Geschichte über das Böse und die Gier nach Macht, Geld und Ruhm, verknüpft durch Bücher, besonders ein ganz spezielles und einem atemberaubenden Geheimnis. Das klingt super spannend und schön? Ja, das ist es stellenweise auch, aber gerade die außergewöhnlich schöne Sprache des Autors (die ich so von ihm gar nicht erwartet hätte) macht es auch schwer. Dabei entstehen immer wieder Längen, bei denen mich die Story verloren hat und wodurch ich einige Stellen mehrfach hören musste. Das hat mir viel vom Spaß an der Geschichte genommen. Kai Maier hat hier wirklich gut die Besonderheiten der jeweiligen Ära in seine Geschichte verpackt und ein besonderes Buch geschrieben. Mir ist durchaus bewusst, dass er einige schwierige Themen damit bearbeitet und vor dem Vergessenwerden bewahren möchte. Möglich, dass meine eigene persönliche momentane Verfassung schuld daran ist, dass mir dennoch sowohl die Begebenheiten, als auch die Figuren erstaunlich wenig nahe gehen. Allerdings hege ich den Verdacht, dass mir das Ganze schlicht zu sehr auf Carlos Ruiz Zafon gemacht ist und es mir deshalb widerstrebt. Es fühlt sich zu sehr nach Arbeit an, nicht fließend genug, nicht aus dem Herzen sprudelnd. Das Ende ist einerseits atemberaubend, andererseits auch vorhersehbar. Wirklich interessiert hat mich der Ausgang leider irgendwann schon gar nicht mehr. Warum ich das Buch dennoch beendet und nicht abgebrochen habe, kann ich gar nicht erklären. Vielleicht hatte ich einfach die Hoffnung, dass doch noch der Funke überspringt, denn die Geschichte ist durchaus vielschichtig und auf gewisse Weise bewegend. Ganz sicher ist das Buch für viele ein Meisterwerk und hat Fans, doch leider gehöre ich nicht dazu. Auch schwere Kost muss für mich magnetisch wirken, mich in ihren Bann ziehen, mich nicht loslassen. Für „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ habe ich viel zu lange gebraucht, da all das nicht zutraf. Von daher gebe ich drei Sterne.

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