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marieause

Posted on 20.1.2023

Ein Buch über die große Liebe jenseits der Teenie-Zeit. Clara und Elias, sie ein wenig älter als er und beide Ü40, verlieben sich ineinander. Doch im Gegensatz zur Jugend ist die Liebe nicht unbeschwert und unbelastet, beide Personen haben ihre Geschichte und stecken in einem Leben, das eben keine völlige Konzentration auf die junge Liebe zulässt. Elias hat eine Tochter und Clara ist arbeitslos und hat eine demente Mutter. Dementsprechend realistisch geht es zu - und dementsprechend mies bzw. beschwerlich verlaufen auch manche Verabredungen, zumindest im ersten Moment. Auch die Charaktere können trotz rosaroter Schmetterlinge die Realität nicht ausblenden und agieren nicht durch die rosarote Brille. Ganz im Gegenteil. Genau das mochte ich am Buch sehr. Die Komplexität einer späteren Liebe. Noch mehr aber die Schilderungen, die mich tief eintauchen ließen in das Buch. Meine Lieblingsszene waren ein nächtlicher Spaziergang durch die Stadt, eine durchgemachte Nacht, als die Beiden sich gerade frisch kennengelernt haben und noch kein Paar waren. Die Gefühle und die erwartungsvolle Stimmung, das Knistern und die Neugier aufeinander - das war so real und katapultierte bestimmt nicht nur mich in schöne Erinnerungen zurück. Den Einstieg ins Buch fand ich sperrig, ich habe etwas Zeit gebraucht, bis ich mich orientieren konnte, konnte anfangs die Charaktere und Geschehnisse nicht zuordnen. Die Sprache war mir streckenweise dann doch etwas zu poetisch, zu umschreibend und eine Entwicklung in der Handlung viel zu dramatisch. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist "Alte Sorten" und das mag auch ein kleiner Fluch für den Autor sein, da ich automatisch vergleiche. Relativ gesehen kommt es für mich nicht an "Alte Sorten" heran, absolut betrachtet ist es für mich aber trotzdem ein fünf Sterne Buch. Warum? Die Kennenlernphase war grandios, ebenso die Weiterentwicklung der Liebesgeschichte mit den Widrigkeiten einer nicht völlig unbeschwerten Liebe. Die Kunst, dass man sich fühlt, als wäre man nicht nur Beobachter, sondern kennt die Charaktere wirklich, das macht es für mich aus.

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