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evaczyk

Posted on 8.1.2023

Ermittlungen am Polarkreis Die schwedische Polizistin Hanna Ahlander steckt in einer handfesten privaten und beruflichen Krise - und das kurz vor Weihnachten. Bei der Stockholmer Polizei hat man ihr die Kündigung nahegelegt, weil sie gegen den Code of Silence verstoßen hat und Ermittlungen gegen einen Kollegen durchsetzen will, der seine Frau zum Opfer häuslicher Gewalt machte. Obendrein hat ihr Freund Knall auf Fall Schluss gemacht, so dass sie auch eine neue Bleibe braucht. Wie gut, dass ihre gut betuchte Schwester ihr das Ferienhaus der Familie am Polarkreis als Unterkunft anbietet, während Hanna ihre Wunden leckt im Auftakt von Viveca Stens Kriminalroman "Kalt und still". Für eine Mittdreißigerin reagiert Hanna erst mal ziemlich pubertär auf die Entwicklung, indem sie Anzüge, Krawatten und Schuhe ihres Ex zerstört, während sie ihre Siebensachen packt. Und im Ferienhaus der Schwester ist erst mal reichlich Alkohol angesagt. Eher zufällig schließt sich Hanna der Suche nach einem vermissten Mädchen an, das nach einer Party nicht nach Hause gekommen ist. Eine neue Bekannte stellt sich als Schwester eines örtlichen Polizisten heraus - und als die vermisste Schülerin tot in einem Skilift gefunden wird, erwacht Hannas professionelles Interesse. Die kleine, unterbesetzte Polizeistation kann zusätzliche Unterstützung gut gebrauchen, und so wird Hanna in die Ermittlungen einbezogen. Daneben geht sie aber auch noch einer weiteren Frage nach: Was hat es mit der ausländischen Putzfrau auf sich, die das Haus ihrer Schwester und andere Feriendomizile sauber macht, eingeschüchtert wirkt und offenbar misshandelt wurde? "Kalt und Still" hält, was der Titel verspricht, die Landschaft und winterliche Kälte am Polarkreis werden nämlich eindrücklich geschildert. In diesem Schwedenkrimi spielt auch das Private eine Rolle - Hanna etwa in ihrer ganz persönlichen Lebenskrise, aber auch der Polizist Daniel, der es irgendwie schaffen muss, Beruf und Familie zu verbinden, wenn seine Beziehung nicht scheitern soll. Und nicht zuletzt zeigt die Autorin das Zerbrechen der Familie des toten Mädchens, die angesichts der Tragödie unter gewaltigem Druck steht. Die Arbeit der Polizisten wirkt dabei glaubwürdig und die Heruasforderungen des kleinen Teams in einer weitläufigen Region sind gut nachvollziehbar. Sten führt ihre Leser auf eine Reihe von Fährten im nordischen Schnee, doch darunter ist auch so manche falsche Spur. "Kalt und still" war spannend und sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin aus der Region am Polarkreis.

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