Profilbild von Yvonne Franke

Yvonne Franke

Posted on 27.12.2022

Als Veronica überraschend verlassen wird, zieht sie zurück in die ebenfalls verlassene Wohnung aus der ihre Mutter vor mehreren Jahren spurlos verschwunden ist. Zu viele Details und Geschehnisse in Veronicas Leben sind ihr unerklärlich. Sie beginnt also Zeichnungen und Diagramme zu erstellen, um sich ihren menschlichen Beziehungen wissenschaftlich zu nähern. Den Mann und sich zeichnet sie zunächst als zwei überlappende Kreise, deren Schnittmenge ihr aber entrissen wird, sobald er sie verlässt. Veronicas Kreis fehlt ein Stück. Die verschwundene Mutter hinterlässt eine ebensolche leere Menge in diesem von Veronica kastenförmig gezeichneten Universum. Ihre Zeichnungen werden komplexer und beginnen, über die menschlichen Beziehungen hinaus, auch Zeit und Raum zu erforschen. Und damit verlässt die Erzählung ihre Chronologie. Wir erforschen die Geschehnisse von der Zukunft und der Vergangenheit aus. Die Zeit wird relativ. Dieses Buch ist so viel mehr als ein Roman. Wir erleben eine nachvollziehbare und berührende Geschichte über Liebe und Verlust – allerdings außerhalb aller Erzählschemata. Es beginnt eine Reise durch ein Leben, in dem die Zeit außer Kraft gesetzt scheint, Geschehnisse werden außerhalb ihrer Chronologie begreifbar. Was durchaus einem wissenschaftlichen Ansatz folgt, die Mexikanerin Veronica Gerber Bicecci ließ sich bei ihren ersten Notizen von der Relativitätstheorie inspirieren, lässt sich dennoch ganz leicht als besonders fantasievolle Erzählung lesen. Eine, die man immer und immer wieder lesen möchte, weil man ahnt, dass sich in irgendeinem Winkel der Geschichte Veronicas, noch etwas verbirgt, für das sich eine erneute Zeitreise lohnt.

zurück nach oben