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marcello

Posted on 14.12.2022

Um Mona Kasten war es nach ihrer Maxton Hall-Reihe (die im Übrigen jetzt für Prime Video als Serie adaptiert wird!) ruhig geworden, weswegen es doch eine schöne Sache war, dass in diesem Frühling mit „Lonely Heart“ endlich mal wieder etwas von ihr erschienen ist, was mich auch zu begeistern wusste. Auf die Fortsetzung „Fragile Heart“ mussten wir netterweise auch nicht lange warten, denn so waren die Ereignisse aus dem ersten Band noch sehr präsent und ich konnte mich sofort wieder in das Geschehen stürzen. Die drei Monate Zeitsprung, die zwischen den beiden Bänden liegen, werden durch Nachrichten von Rosie an Adam symbolisiert, die allesamt unbeantwortet bleiben. In der Zwischenzeit hat Adam seinen Entzug und seine Therapie durchgezogen und muss nun wieder langsam im Alltag Halt finden und dort steigen wir ein. Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass wir an diesem Therapieprozess nicht intensiver beteiligt waren. Im ersten Band hatte ich schließlich gelobt, dass Kasten sich nicht gescheut hat, Adams gefährliche Spirale authentisch und in voller Dosis abzubilden. Sich nun den wichtigsten Teil der Behandlung zu sparen, wirkt wie eine Abkürzung genommen. Zudem setzt es uns postwendend einen anderen Adam vor. Den mochte ich zwar sehr, weil er immer empathischer wurde, aber es war doch etwas wilde Achterbahn, wenn man zuletzt von Adam seinen absoluten Zusammenbruch vor Augen hatte. Ich will nicht behaupten, dass es eine magische Heilung ist, denn immerhin vergehen ja drei Monate, aber der Kontrast ist riesig und damit erstmal irritierend. Zumal dann umgekehrt in diesen drei Monaten auch Rosie in etwas abgerutscht ist, wo nun bei ihr die Alarmglocken schrillen müssen und somit sind die Rollen einfach mal vertauscht worden. Aber das ist anfängliches Bemängeln, aber die Entscheidung wurde nun mal getroffen und es gibt auch ehrlich Schlimmeres. Die Stimmung zwischen Adam und Rosie wird erfreulich sofort wieder aufgegriffen. Auch wenn der erste Teil des Buchs erstmal getrennt abläuft, aber das ist auch wichtig, um die aktuelle Situation der beiden zu erklären, wie vor allem auch bei Rosie, dass sie einen neuen Assistenten hat und wie es ihrer Webshow gerade geht. Aber sie denken eben viel aneinander und da entsteht sofort wieder ein Kribbeln. Deswegen ist es gut, als sie wieder Kontakt zueinander aufnehmen, auch wenn stets Elefanten im Raum sind. Es ist nicht unbefangen, aber es ist dennoch auch immer roh ehrlich, was bei der Stange hält, weil es eine interessante Mischung ist. Zudem ist eben wichtig, dass diesmal Adam ihr so viel geben kann, was sie ihm wiederum zuvor gegeben hat. Da ich in Beziehungen einen gewissen Ausgleich immer für wichtig erachte, finde ich schön, dass es so am Ende quasi unentschieden ausgeht und sie sich gegenseitig aus einem sehr dunklen Loch geholfen haben. Dazu ist eben durchgehend etwas in der Luft, was einfach toll ist. Dennoch hätte ich diesen zweiten Band inhaltlich im Vorfeld wohl so nicht vermutet. Es war eine durchgängig gute Geschichte, vielleicht hätte ich mir jeweils mehr Alltag von beiden wieder gewünscht. Wir haben bei Rosie nur noch dieses unerträgliche Interview mit dem Rüpelrapper sowie der koreanischen Band von Anne Pätzold (liebe sowas ja!), wobei ich den Sinn hinter dem ersten Interview nicht wirklich verstanden haben (das wirkte für mich eher wie Zeitkommentierung statt inhaltliche Bewandtnis). Und Adam braucht zwar verständlich erstmal Abstand von der Musik, aber dennoch liegt auch für die gesamte Band alles brach und mir fehlten dazu die Gespräche, wie die Zukunft aussehen kann etc. Zwar ist es nicht schlecht, dass es so auf Rosie und Adam fokussiert war, weil so eben auch die fehlende körperliche gemeinsame Zeit wieder aufgeholt wurde, aber es wirkte eben so rausgerissen aus dem Alltag, als wäre eine künstliche Blase entstanden. Ich fand daher auch den Grund, warum Rosie bei Adam einzieht, etwas gekünstelt. Dennoch hat die Geschichte so auch echt tolle Momente noch schaffen können, wie Rosies Aussöhnung mit ihrem Vater oder auch das abschließende Benefiz-Konzert, das Musik aus dem Herzen entsprach. Am Ende war die Handlung damit auch rund und das ist eigentlich das wichtigste. Fazit: „Fragile Heart“ büßt zwar minimal gegenüber „Lonely Heart“ ein, weil das Schwierige diesmal umschifft wurde und manches auch eher gekünstelt wirkte, aber die Handlung war rund, sie hatte ihre wichtige Botschaft und sie hat vor allem eine tolle Liebesgeschichte erzählt.

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