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awogfli

Posted on 3.12.2022

Passend rund um den ersten Adventsonntag möchte ich Euch wieder einmal mein Kochbuch des Jahres empfehlen. In der Weihnachtszeit bis über die Feiertage hinweg, wenn ich ein bisschen runterkomme, mich zu Hause einigle, und sehr gerne in der Küche etwas Neues probiere, komme ich dazu, mich mit dem Thema ausführlicher zu beschäftigen. Manchen von Euch, die das Weihnachtsspecial von Kitchen Impossible letztes Jahr gesehen haben, könnte der Name Obauer schon bekannt sein. Tim Mälzer und Tim Raue wurden von ihren österreichischen Kontrahenten in die Salzburger Alpen zu Rudi und Karl Obauer gesendet, um ein Weihnachtsmenü nachzukochen und sind episch gescheitert. Den Kochbrüdern Obauer ist hier eine grandiose umfassende Rezeptsammlung gelungen, indem sie regionale, alte und nachhaltige Rezepte mit Neuem gemischt haben. Sie haben quasi die österreichische Küche verfeinert, ausgeklügelt verändert, ein bisschen Pep reingebracht, aber nur in dem Ausmaß, dass die Rezepte für Hobbyköche recht einfach nachzukochen sind. Das bedeutet, mit Standard Küchenutensilien und Kochtechniken kommt der Home-Chef hier leicht zu einem Erfolgserlebnis (kein Haubenkoch Chi-Chi, keine Schäumchen, keine Schichtungen, kein Sous-Vide Gerät, keine Molekularkomponenten …): Raffinierte und trotzdem bodenständige Küche mit ungewöhnlichem Aromenmix. Was auch noch sehr positiv auffällt, ist der Umstand, dass die Obauers ganz im Sinne von Nose to tail und Nachhaltigkeit sechs kreative Innereienrezepte präsentieren, nicht nur Filetstücke verarbeiten, sondern auch Schwanz wie Ochsenschlepp, Wade, Ripperl, Backerl, sehr viel Wildspezialitäten aufgenommen haben und im umfangreichen Fischkapitel auch ausnahmsweise die heimischen Süßwasserfische (Forelle, Karpfen, Waller, Saibling, Zander) ins kulinarische Licht rücken und vor den Vorhang holen. Ich habe ja ungefähr zweihundert Kochbücher aus aller Welt und bin schon einiges gewohnt, aber schon ein paar Jahre habe ich nicht mehr so viele Post-IT’s geklebt, was bedeutet, dass die Rezepte ausnehmend gut sind und ich sie unbedingt nachkochen möchte. Schön strukturiert gibt es einige spannende Vorspeisen, ein paar interessante Suppen, einige vegetarische Hauptgerichte, viel Fisch, viel Wild, Geflügel und Fleisch from Nose to tail, wie in Österreich üblich, ein sehr umfangreiches Dessertkapitel und zum Schluss sogar noch eine Rubrik Für den Vorrat, in der Brote und eingelegte Speisen präsentiert werden. Genial! Damit ich Euch hier einen kleinen Vorgeschmack gebe, werde ich einfach ein paar Seiten aufschlagen, die ich mir schon markiert habe: ● Auberginencreme mit Sardellen und Kreuzkümmel, habe ich vor zwei Wochen schon probiert und es war sensationell ● Selbergemachte Heringterrine ● Radicchiokrapferl mit Topfendip ● Kürbisbouillon mit Herbsttrompeten ● Rehsuppe mit Gin und Feuerpastenbrot ● Spinatmus mit Kohlrabisalat ● Artischocken mit Kraut ● Forellenstrudel in Veltlinersauce ● Zandergröstl mit Oliventapenade ● Blutwurst im Blätterteig ● Ochsenschlepp mit Pilzen ● Fasan mit Maronipürre ● Gesurte Wildsauschnitzel ● und last but not least werde ich im Mai unbedingt schwarze Nüsse einlegen Das sind aber nur ein paar der Rezepte, die ich mir angezeichnet habe. Leider habe ich auch einen größeren Kritikpunkt, der aber nicht an die Familie Obauer geht, sondern an den Verlag und an die Gestaltung. Bei vielen Rezepten ist kein Foto dabei, was aber bei einigen unbedingt von Nöten wäre, um sich ein Bild zu machen. Wie legt man die Heringsterrine ein, wie ordnet man das an? Beim Jakobsmuschelauflauf, Spargelpudding und Karpfenmilchner, – das sind ja keine Rezepte, die man normalerweise schon mal gesehen hat -, hätte ich auch gern optische Unterstützung. Das Lammfaschierte in einem Brikteig kann ich mir gar nicht vorstellen, denn ich weiß nicht mal, was das für ein Teig ist, geschweige denn, wie der aussieht. Bei den vielen Wildgerichten fehlen die Fotos fast völlig, was mir auch überhaupt nicht gefallen hat. Also hier wurde der Einsatz von Bildern von der Logik her sehr suboptimal umgesetzt, zumal einige Fotos von einfachen Salaten, Wild- bzw. Fisch-Carpaccios und Suppen existieren, die man wirklich nicht optisch hätte unterstützen müssen, weil hier ohnehin klar ist, wie die aussehen sollen. Fazit: Ich bin begeistert! Ein sensationelles Kochbuch mit kreativen, innovativen Ideen, geeignet für den Hobbykoch, meist mit Hauptzutaten, die bei uns (mittlerweile) wachsen, mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Nose to Tail. Ein must-have, für den Hobbykoch, und ich finde, es wäre auch ein perfektes Weihnachtsgeschenk.

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