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Matzbach

Posted on 23.11.2022

Nach einer etwas längeren Pause als zuvor ist nun mit "Transatlantik" der neunte Roman aus der Gereon-Rath-Reihe erschienen. Doch dieser spielt im Roman eher eine Nebenrolle Rolle, da er, mittlerweile in Amerika unter einem falschen Namen lebend, abgekoppelt vom Leben in der Reischhauptstadt Berlin ist, wo fast alle von seinem Ableben in der im Vorgängerroman geschilderten Schießerei ausgehen, auch wenn seine Leiche nie gefunden wurde. Der Erzählstrang um die Auseinandersetzung mit seinem ebenfalls in die USA ausgewanderten Erzfeind Marlow wird zwar fortgeführt, aber der Schwerpunkt des Romans liegt in Berlin, wo seine "Witwe" Charly auf eigene Faust im Fall eines Mordes an einem SS-Mann ermittelt, in den ihre Freundin Greta, inzwischen spurlos verschwunden, verwickelt zu sein scheint. Mal mit, mal gegen die Kripo bemüht sich Charly, ihre Freundin durch die Aufklärung des Falles zu entlasten, wobei die SS vermutlich ihre Finger im Spiel hat, also ein höchst riskantes Spiel, auf das sie sich eingelassen hat. Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um ihren ehemaligen Ziehsohn Fritze, der verzweifelt versucht, für sich und seine Freundin ein freies Leben im Prager Exil zu erlangen, ein Ziel, das im übrigen auch Charly selbst verfolgt. Das vorläufige Scheitern dieses Plans ist nur einer der Aspekte, mit denen im Roman der dunkle Alltag im Dritten Reich geschildert wird, im Zweifelsfall setzt sich die Allgewalt des Staates gegen den einzelnen durch, ein Schicksal, das Charly und Fritze mit vielen Nebenfiguren teilen müssen, so auch Gereon Raths Exfreund und Lebensretter Reinhold Gräf. Insofern ein pesimistischer Roman, der aber eben deshalb vermutlich realitätsnäher ist als viele andere, in denen sich das Wünschenswerte am Ende gegenüber dem Bösen durchsetzt. Aber noch ist das letzte Wort ja noch nicht gesprochen, das Ende jedenfalls legt nah, dass der Kampf ums Überleben weitergehen muss und wird.

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