Profilbild von Gilasbuecherstube

Gilasbuecherstube

Posted on 14.11.2022

Das Rudel des Gestaltwandlers Diaz wird immer wieder einer grausamen Hexe angegriffen, die die Wölfe tötet und sich an ihrer Magie stärkt. Deshalb mach Diaz sich auf die Suche nach einem Jäger, der in der Lage ist, die Hexe zu vernichten und seinem Rudel zu helfen. Nach wochenlanger Suche wird ihm die Monsterjägerin Zinnja empfohlen. Sie ist im ganzen Land berühmt, denn sie arbeitet schnell und sorgfältig und ist sehr zuverlässig. Diaz bittet sie, seinem Rudel zu helfen und jagt auf die Hexe zu machen. Zinnja zögert nicht lange und gemeinsam machen die beiden sich auf eine Reise, die das Leben von beiden verändern wird. Das wunderschöne Cover hat mich sofort begeistert. Es zeigt Zinnja, die ein rotes Cape trägt, inmitten eines Waldes. Ich liebe Märchen und habe als Kind alle verschlungen, die mir in die Hände fielen. Allerdings zählen Märchenadaptionen nicht zu meinen favorisierten Genres. Grund ist, dass ich die Märchen, so in Erinnerung behalten möchte, wie ich sie als Kind kennengelernt habe. Doch ab und zu schaue ich mal über den Tellerrand und lasse mich gerne von tollen Geschichten wie dieser überraschen. Und was soll ich sagen?! Die Autorinnen haben mich mit ihrer Neuinterpretation des Märchens überrascht. Es ist kein Abklatsch es Originals, sondern erzählt eine völlig andere Geschichte. Denn „Red Rising Huntress“ hat, abgesehen von dem roten Cape und dem Wolf, nicht viel mit dem Originalmärchen „Rotkäppchen“ zu tun. Die beiden Hauptprotagonisten sind nicht so, wie man sie aus dem klassischen Märchen kennt. Wir lernen in dieser Interpretation der Geschichte den Wolf von einer anderen Seite kennen, denn er ist hier nicht der Antagonist. Den Schreibstil von Sabine Schulter ist mir schon durch einige ihrer Bücher bekannt, allerdings habe ich vorher von Regina Meißner noch nichts gelesen. Doch das Autorenduo macht es einem leicht, denn die beiden harmonieren wunderbar miteinander. Sie haben das Geschehen mit ihrem bildhaften, lebendigen und ausdrucksstarken Schreibstil gut in Szene gesetzt und die Märchenelemente gekonnt eingeflochten. Durch die vielen detailreichen Beschreibungen hatte ich schnell das Gefühl, den Wald und die Höhlen, in denen Zinnja und Diaz sich bewegten, durch ihre Augen zu beobachten und den Geruch des Waldes in der Nase zu haben. Wir verfolgen den Plot abwechselnd aus der Sicht von Diaz und Zinnja und bekommen so aus beiden Perspektiven Einblicke in die Handlung. Zinnja ist Jägerin und eine sehr starke und mutige Protagonistin. Sie hat schon gegen viele Monster gekämpft und kennt keine Angst. Im Gegensatz zu Diaz, der in einem Rudel lebt, hat sie nur ihre Großmutter und ihre Freundin Marita. Diaz ein sehr besonnener und feinfühliger Gestaltwandler, der gemeinsam mit 40 anderen Wölfen in einem Rudel lebt. Er ist den Umgang mit Menschen nicht gewohnt und hat zudem einen ziemlich schlechten Orientierungssinn. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden entwickelt sich langsam und in einem angenehmen Tempo. Die Charaktere sind lebendig und facettenreich gestaltet und auch die Nebenfiguren, wie zum Beispiel Zinnjas Großmutter, die Fee Madame Nihal oder der Zwerg Drake, sind gut durchdacht, bereichern die Handlung und fügen sich wunderbar in die Geschichte ein. Es gibt jedoch einen Charakter, die meiner Meinung nach zu wenig Raum bekam und das ist die Hexe. Sie ist (eigentliche) die dritte Hauptprotagonistin und Antagonistin. Das Zusammentreffen mit ihr kam für mich etwas zu spät und ich hatte keine Möglichkeit, mich in sie hineinzuversetzen und ihre Gedanken und Emotionen nachzuvollziehen. Es wäre schön gewesen, wenn einige Kapitel auch aus ihrer Perspektive geschrieben worden wären. Fazit: Bis auf diesen einen Kritikpunkt hat mir die Geschichte wunderbar gefallen. Es ist eine Märchenadaption voller Magie und mit spannenden und unerwarteten Wendungen. Dafür gibt es gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung

zurück nach oben