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Fina

Posted on 11.11.2022

Gestaltung: Ich finde die Neugestaltung der Maggie Stiefvater Bücher aus dem "Raven Boys" Universum im Knaur Verlag allesamt ganz schön, obwohl sie nicht zu meinen Lieblingscovern gehören. Die Motive sind von den englischen Originalcovern inspiriert und greifen die verträumten, mystischen Elemente der Bücher gut auf. "Wie der Falke fliegt" gefällt mir im Deutschen sogar etwas besser als im Englischen, da ich die Farbwahl des Orange sehr mag und hier noch deutlicher hervorsticht, dass die Flügel des Falken oben zum Wald werden. Ein wunderbares Detail, das äußerst gut zur Handlung passt. Darum geht's: Wir begleiten hier drei verschiedene Handlungsstränge. Ronan trauert seiner Zeit mit Gansey, Blue und natürlich Adam etwas hinterher. Sein Start mit Adam, nachdem dieser nach Harvard gegangen ist, könnte besser laufen. Zudem macht ihm das Träumen zu schaffen, da das Phänomen des Nachtschwarz die Träumer zu bedrohen scheint... Währenddessen sind Farooq-Lane und ein junger Visionär gemeinsam auf der Jagd nach Träumern, da diese die Menschheit bedrohen und ausgelöscht werden sollen. Die sogenannten Zeds werden mit Hilfe von Visionen aufgespürt und bis zum bitteren Ende gejagt... Zu guter Letzt begleiten wir Jordan Hennessy und ihre zahlreichen erträumten Kopien von sich selbst. Sie fälscht Kunstobjekte und verdient damit eine Menge Geld. Doch als die Lynch-Brüder ein Kunstobjekt haben, an dem auch Hennessy interessiert ist, treffen ihre beiden Welten aufeinander... Ich war von Beginn an sehr gespannt auf diese Spin-off Reihe, da Ronan bei den Raven Boys einer der interessantesten Charaktere für mich war. Nicht unbedingt der sympathischste, aber doch faszinierend. Er hat uns schon dort seine Träume offenbart und die Fähigkeit, Dinge aus seinen Träumen mit in die Wirklichkeit zu nehmen. Allein diese Idee für ein Fantasybuch zu nutzen, finde ich super kreativ und besonders. Hinzu kommt Maggie Stiefvaters unbändiges Talent, Realität und Mystik miteinander verschwimmen zu lassen, sodass auch wir Leser*innen manchmal nicht wissen, was wirklich und was Traum ist. Handlung: Diese Reihe beginnt kurz nach dem Ende der "Raven Boys" Reihe, sodass wir uns nicht mehr in Henrietta befinden und auch Gansey und Blue nur noch selten vorkommen, z. B. wenn sie Ronan eine Nachricht zukommen lassen oder kurz telefonieren. Auch allen Adam Fans möchte ich direkt vorweg sagen: Es gibt leider nicht so viel Ronan-Adam Interaktion, wie ich es mir gewünscht hätte. Anfangs besucht Ronan Adam in Harvard und wir begleiten sie ein paar Kapitel zusammen, aber danach wird der Fokus eher auf neue Charaktere gelegt. Das sollte man schon wissen, wenn man diese neue Trilogie beginnt, es sind halt einfach nicht die Raven Boys. Ich muss gestehen, dass ich mich sehr lange schwer getan habe, richtig in der Geschichte anzukommen. Den Schreibstil der Autorin habe ich direkt wieder sehr einladend und besonders erlebt, daran lag es nicht. Wobei ihrem Schreibstil auch eine gewisse Schwere und Melancholie innewohnt, weshalb ich oft das Gefühl habe, Stiefvaters Bücher etwas langsamer zu lesen. Mich konnte die Storyline lange Zeit nicht wirklich abholen. Ronan habe ich weiterhin gerne begleitet, gemeinsam mit Declan und Matthew kommt er besonders im ersten Drittel viel vor und es ist schön, ihn noch intensiver kennenzulernen als bei den Raven Boys. Mit den anderen Handlungssträngen über die Traumjäger und Jordan Hennessy als Träumerin kam ich erst mal überhaupt nicht klar. Es wurde wenig erklärt, z. B. wie Farooq-Lane dazu kommt, Träumer zu jagen, welche Institution dahintersteckt und was das Ganze soll. Das wird erst nach und nach aufgeklärt. Ebenso habe ich Hennessys Rolle nicht so richtig verstanden, bis sie auf die Lynch-Brüder traf, diese Überschneidung fand ich sehr gelungen, sie kommt aber auch erst im letzten Drittel. Die Geschichte plätscherte sehr vor sich hin, manchmal verlor sich die Autorin für meinen Geschmack in zu vielen Details. Das Buch las sich für mich wie ein Auftakt mit angezogener Handbremse, es gibt viele spannende Ideen mit großem Potenzial, aber die werden alle erst zum Ende hin deutlich. Das hat meinen Lesespaß leider längere Zeit gedämpft, ab der Hälfte wurde es dann nach und nach spannender und konnte mich fesseln. Charaktere: Die Figuren der Geschichte harmonieren gut und können im weiteren Verlauf der Trilogie bestimmt tolle Entwicklungen vollziehen. Ich war Ronan definitiv am nächsten, wir lernen seine verletzliche Seiten und Ängste kennen, was mir gut gefallen hat. Insgesamt lernen wir die Familie Lynch nochmal viel detaillierter kennen, auch über ihre Eltern, Declan und Matthew erfahren wir Hintergrundinformationen und so manche unerwartete Überraschung. Mit Farooq-Lane bin ich leider bisher gar nicht warm geworden, ich fand sie ziemlich platt und die Abschnitte über sie und Parsifal sehr zäh. Sie ist natürlich auch gewissermaßen eine Gegenspielerin der Träumer, aber trotzdem waren da keinerlei Gefühle bei mir, weder positiver noch negativer Natur. Das war bei Hennessy schon anders, ihre Abschnitte habe ich im Verlauf immer mehr gemocht und am Ende kam ich ihr relativ nah. Ich hoffe, dass besonders Ronan und Hennessy auch im zweiten Band viel Raum bekommen. Insgesamt kann ich sagen, dass Maggie Stiefvater ein Händchen für moralisch graue Charaktere hat und diese hier sehr facettenreich darstellt. Ende: Das Ende hat nochmal einiges rausgerissen und ich kann gar nicht anders, als auch Band 2 lesen zu wollen. Die letzten 50 Seiten haben erst deutlich gemacht, was für super Verknüpfungen die Autorin zwischen den Handlungssträngen nutzen möchte, und einen übergreifender Plot für Band 2 und 3 kann man nun erahnen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin sich nicht alle spannenden Wendungen für die letzten Seiten aufhebt, sondern auch zwischendurch mehr Action sät. Ich wünsche mir hier in den Fortsetzungen eine etwas konstantere Spannungskurve. Fazit: "Wie der Falke fliegt" entfaltet nur sehr gemächlich sein Potenzial, was für mich den ersten Teil des Buches sehr zäh gemacht hat. Auf spannende Wendungen und das Verstehen des großen Ganzen musste ich warten, aber das hat sich gelohnt. Fans der "Raven Boys" sollten nicht zu viel Präsenz der bekannten Figuren erwarten, Maggie Stiefvater erschafft hier eine ganz neue Charakterkonstellation und legt neue Schwerpunkte. Auf ihren wunderbar melancholischen Schreibstil müssen wir aber nicht verzichten.

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