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claudi-1963

Posted on 9.11.2022

"Jede Leidenschaft grenzt ja ans Chaos, die sammlerische aber an das der Erinnerungen." (Walter Benjamin) Nach dem Unfalltod seines Vaters Kenji beginnt der 13-jährige Benny Oh Stimme zu hören. Mit der Zeit wird es immer heftiger und durcheinander, sodass er Probleme in der Schule bekommt und seine Mutter ihn sogar in eine Klinik einweisen lässt. Seine Mutter Annabelle hingegen kann sich nicht von Dingen trennen und so stapeln sich immer mehr unnütze Gegenstände in der Wohnung. Ihr Mann Kenji fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Er hat nicht nur die Familie zusammengehalten, sondern außerdem für Ordnung gesorgt. Ohne ihn scheint das Leben immer schwieriger zu werden für Annabelle, bis sie auf ein Buch stößt, das Hilfe verspricht. Meine Meinung: Anhand des Klappentextes und der Auszeichnung, die sie 2022 gewonnen hat, hatte ich hohe Erwartungen an diese Geschichte. Leider hätte ich lieber die Finger davon gelassen. So schön es begann, wurde die Geschichte immer mysteriöser, schwieriger und unglaubwürdiger für mich. Es mag ja sein, dass dies die Absicht der Autorin war. Allerdings hatte ich mir unter Gegenständen, die eine Stimme bekommen, etwas anderes vorgestellt. Ich dachte, diese bekommen eine wirklich eigene Stimme, stattdessen erlebe ich ein Durcheinander, das eigentlich nur von Benny wahrgenommen wird. Komisch wird es dann, als Benny in der Bibliothek einen Obdachlosen kennenlernt, der überaus eigenwillig ist und mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Genauso ging es mir mit Aleph dem Mädchen, mit dem Benny sich anfreundet und die ständig weise Ratschläge für ihn hat. Dass er nach dem Tod seines Vaters und der Trauer psychische Probleme und dadurch Stimmen hört, konnte ich noch nachvollziehen. Selbst als diese immer dominanter werden und ihn an seine Grenzen der Belastbarkeit bringen. Annabelle hingegen war für mich ein recht schwieriger Charakter, mit dem ich nicht warm wurde. Besonders als Mutter und Erziehungsberechtigte tue ich mich bei ihr schwer. Oft hatte ich das Gefühl, Benny ist hier der Vernünftige und seine Mutter das Kind, welches sich einfach nicht unter Kontrolle hat. Von Kauf- und Sammelzwang, keine Ordnung halten bis zu Bequemlichkeit kommt bei Annabelle alles zum Tragen. Ihr Mann Kenji war seither der Gegenpol zu ihren Macken, welcher nach seinem Tod nun maßgeblich fehlt. Annabelle sieht zwar diese Probleme, ändert jedoch kaum etwas. Für Benny selbst wird sein zu Hause zusehends zur Belastung, weshalb er sich fast nur noch in der Bibliothek aufhält. Bücher schenken ihm Ruhe und lassen ihn die Stimmen vergessen. Schade, dass die Autorin dann zusehends die esoterische Richtung in Form des Zen Buddhismus in die Geschichte einfließen lässt. Vor allem durch Tidy Magic Buch und der Nonne spüre ich immer mehr Einflüsse der zen-buddhistischen Priesterin Ruth Ozeki. Leider war mir dieses Detail zuvor entgangen, sonst hätte ich es mir vorher überlegt, ob ich dieses Buch lese. Ab der Mitte wurde die Geschichte dann immer mehr zum Fantasybuch, was so gar nicht mein Favorit ist. Immer häufiger erwische ich mich, dass ich Seiten einfach nur noch überfliege, weil es zu langatmig ist. Bis mir ehrlich gesagt die Zeit zu schade ist, um weiterzulesen und ich aufgebe. Ich bin nur noch enttäuscht, bei so einer Auszeichnung hatte ich definitiv etwas anderes erwartet. Leider kann ich keine Empfehlung aussprechen, doch da es gelegentliche Szenen gab, die ich durchaus positiv empfand, gebe ich diesem Buch 2 von 5 Sterne.

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