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sursulapitschi

Posted on 5.11.2022

Dieses Buch ist ein Kunstwerk. Hier habe ich ehrfürchtig jedes Wort geschlürft. So wundervoll formuliere Sätze bekommt man selten, dabei wirkt die Sprache unaufgeregt, ursprünglich, schlicht und einfach treffend, mit einer Prise norddeutschem Humor gewürzt, hoch originell, kunstvoll ohne Künstlichkeit. Es geht um das Leben auf einer Insel, eine Lebensweise die eng mit der See verbunden ist, wo die Männer seit Generationen schon zur See fahren und die Frauen seit Generationen zum Abschied winken, ein hartes, naturnahes Leben, das heute eigentlich niemand mehr will. Aber was macht man stattdessen? Touristen nehmen dankbar jedes Angebot an, kommen in Scharen und lassen nichts mehr übrig von der Welt, die sie besichtigen wollten. Die Familie Sander ist dafür ein Paradebeispiel. Die Ehe von Hanne und Jens Sander hat es nicht überlebt, dass Jens immer unterwegs war. Ihr Ältester, Ryckmer, war nicht gemacht für ein Leben als Kapitän, obwohl seine Laufbahn vorgezeichnet schien. Henrick, der Jüngste, hat es gar nicht erst versucht, er macht lieber Kunst aus Strandgut. Dieser Aspekt des Buches ist diesmal weniger gelungen, obwohl die schöne Sprache lange verhindert, dass man es merkt. Die Figuren sind zu ausgesucht. Die Familie Sander repräsentiert alle denkbaren Aspekte des Inselsterbens so konzentriert, dass dabei die Lebendigkeit auf der Strecke bleibt. Sie sind eigentlich zu originell um wahr zu sein. Noch dazu verliert sich die eher sparsame Handlung in all den schönen Beschreibungen. Ich habe bislang alle Bücher von Dörte Hansen gelesen und war immer begeistert. Dieses hier ist nicht ganz so perfekt wie seine Geschwister, fünf Sterne bleiben trotzdem übrig, wenn man von den sieben Sternen, die es bekommen sollte, zwei abzieht. Das wird jeder einsehen.

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