Profilbild von Fina

Fina

Posted on 23.10.2022

Gestaltung: Ich finde es so toll, dass der Carlsen Verlag diese Geschichte zu uns nach Deutschland gebracht hat! Die Gestaltungen des Buches sind tatsächlich recht unterschiedlich, auch wenn der Originaltitel hier übernommen wurde. Ich persönlich finde die englische Version vom Cover her einen Tucken schöner als das deutsche Cover, da ich die gezeichneten Figuren sehr ansprechend finde und die gezeigte Szene für mich die Geschichte sehr gut wiedergibt. Allerdings ist auch das deutsche Cover sehr gut durchdacht. Ich finde die Basketball Optik rund herum ein schönes Detail und bin froh, dass auch hier unsere Protagonistinnen zumindest klein abgebildet sind. Die Gestaltung des Carlsen Verlags passt ebenfalls sehr gut zur Geschichte und hat in meinem Young Adult Bücherregal einen Ehrenplatz bekommen. Darum geht's: Scottie fährt nach einem erfolglosen Basketballspiel an der Highschool aufgewühlt nach Hause, da sie immernoch an der Trennung von ihrer Freundin zu knabbern hat, gegen die sie gerade haushoch verloren hat. Als wäre der Tag nicht ohnehin schon gelaufen, stößt sie mit einem anderen Wagen zusammen, in dem ausgerechnet Mitschülerin Irene sitzt: Hochnäsig, kühl, und auch noch diejenige, die auf einer Party aus Spaß Scotties Auto hat abschleppen lassen. Doch aus diesem Unfall ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, als Scottie mit Irene einen Plan schmiedet, wie sie ihre Ex-Freundin eifersüchtig machen können... Idee/ Umsetzung: Die Autorin beschreibt ihr Buch hinten in der Danksagung als "alberne kleine Geschichte", dem ich gerne widersprechen möchte. Für mich hat die Autorin ein nahezu perfektes Jugendbuch geschrieben, dass die richtige Mischung aus Romantik und problematischen Themen hat und vielen jungen Menschen Mut machen kann. Ich habe mich in der Geschichte sehr gut aufgehoben gefühlt und wünschte, ich hätte das Buch schon mit 14 Jahren lesen können. Die Geschichte enthält ein paar bekannte Strickmuster, die aber super umgesetzt wurden. "Fake Dating" und "Enemies to Lovers" Leser*innen kommen definitiv auf ihre Kosten, zudem ist das Buch eine lesbische Romance Geschichte und befasst sich mit Themen wie Coming-out, Trennungsschmerz und dem richtigen Zeitpunkt für eine neue Liebe. Diese Kombination aus wichtigen emotionalen Themen hat bei mir einen Nerv getroffen, sodass ich mich den Figuren sehr nah gefühlt habe und nicht nur einmal zum Nachdenken angeregt wurde. Dennoch ist die Geschichte auch sehr humorvoll und für mich eine perfekte Kombination aus tiefgründig und leicht. Die Handlung spielt sich hauptsächlich an der Highschool und natürlich auf dem Basketball Feld ab. Generell spielen Sportarten und Teamgeist hier eine wichtige Rolle, da wir durch Scottie beim Basketball dabei sind, Irene beim Cheerleading begleiten und auch Football ab und an erwähnt wird. Eingebettet ist die Highschool in das beschauliche Örtchen Grandma Earl, das Konkurrenz mit der Nachbarstadt Candlehawk führt, und auch sonst so seine Eigenheiten hat. Einige Schauplätze machen das Lesen besonders gemütlich, sei es das kleine Kino oder das Café, in dem Scotties ältere Schwester arbeitet. Handlung: Im Vordergrund steht Scottie, aus deren Sicht wir die Geschichte erzählt bekommen, und die immer noch wahnsinnig verliebt in ihre Ex Tally ist. Als sie nach dem Unfall gemeinsam mit Irene zur Schule fahren muss, da deren Auto in der Werkstatt ist, entbrennt zwischen den beiden Mädchen erneut tiefe Abneigung. Diese äußerst sich in wahnsinnig gelungenem Schlagabtausch und kleinen Gemeinheiten, die mich nicht nur einmal zum Schmunzeln gebracht haben. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich recht langsam und authentisch, wir erleben einige wunderbare Schlüsselmomente mit und ich habe die Chemie zwischen den beiden von vorne bis hinten spüren können. Die Spannungskurve ist von der Autorin gut gemacht, es gibt keinerlei Längen und am Ende einen schönen Showdown ohne zu viel Drama, dafür mit einer vorbildlichen Kommunikation und jeder Menge ehrlichen Worten. Figuren: Die zwei Protagonistinnen sind natürlich das Herzstück der Geschichte. Ich habe Scottie nach ungefähr zwei Sätzen ins Herz geschlossen und mit jeder Seite immer mehr geliebt. Sie ist so ein authentisches junges Mädchen, mit klassischen Problemen in ihrem Alter. Sie macht Fehler, hat Makel und Selbstzweifel, was sie mir so nahe gebracht hat. Zudem ist sie natürlich auch noch lesbisch, was nochmal ganz andere Schwierigkeiten und Konflikte schüren kann, gerade in der Schulzeit mit Gleichaltrigen. Irene ist ganz anders als Scottie, doch auch ein so bemerkenswertes Mädchen. Ich mochte ihre Zielstrebigkeit, ihre Art, auf Mobbing und Abwertung zu reagieren, und wie sie mit Scotties verletzlichen Seiten umgehen konnte. Ein ganz besonderes Mädchen, das man sich nur in seinem Leben wünschen kann. Begleitet werden die beiden von ganz vielen, wunderbar gezeichneten Randfiguren, die viel Tiefe bekommen haben. Ich kann sie hier nicht alle aufzählen, aber ohne Daphne, Gunther, Kevin und Co. wäre diese Geschichte nicht annährend so besonders gewesen. Die Autorin hat ein unheimliches Gespür für Figuren und deren Ecken und Kanten, ich kann nur den Hut ziehen. Ich habe mich aber nicht nur in Scottie, Irene und ganz Grandma Earl verliebt, sondern auch in die kleinen Details dieser Geschichte. Sei es, wie wunderbar das Familienleben bei Scottie zu Hause beschrieben wird, obwohl es sich nicht um eine "typische" Familienkonstellation handelt. Die tiefe Verbundenheit zwischen Scottie und ihren Schwestern, bei denen man ganz viel Liebe zwischen den Zeilen spürt. Eltern, die ihre Kinder und deren Probleme ernst nehmen, für sie da sind und bei Konflikten bedingungslos unterstützen. Authentische Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen, die unkompliziert sind und einfach so existieren. Dass Alkoholkonsum von Jugendlichen auf Highschool Parties kritisch reflektiert wird, und noch so viel mehr. Die Autorin greift trotz der wenigen Seiten so viele wichtige Themen auf und zeigt manchmal auch nur ganz nebenbei gute Vorbilder und Verhaltensweisen in verschiedenen Lebensbereichen auf. Ende: Das Ende war für mich persönlich etwas zu schmalzig, was aber bestimmt Geschmackssache ist. Viele Facetten des Buches waren so perfekt unperfekt, dass ich mir hier vielleicht auch etwas weniger Perfektes gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz nimmt sich das Buch an vielen Stellen selbst nicht so ernst, sodass ich den Ausgang auch durchaus als etwas ironisch betrachten könnte. Ich habe die Geschichte nur schweren Herzens zuschlagen können, es war so schön! Fazit: "She drives me crazy" war für mich eine Young Adult Romance Geschichte der ganz besonderen Art und hat mich gleichermaßen zum Lachen, Nachdenken und Weinen gebracht. Wer in diesem Bereich etwas besonders authentisches und emotionales sucht, der ist in meinen Augen hier genau richtig.

zurück nach oben