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Posted on 15.10.2022

Berlin, 1938: Elly stammt aus einem Pfarrerhaushalt und hat sich gegen den Willen ihres Vaters durchgesetzt. Statt ein Studium aufzunehmen, lernte sie Köchin und ist in einem jüdischen Haushalt beschäftigt – sie mag die kleine Familie und ihre Arbeit. Vor allem der kleine Leon hat es ihr angetan. Eines Abends kommen die Nazis und sie gibt den Jungen als ihren Sohn aus, damit er eine Chance hat, während seine Eltern verhaftet werden. Eine Flucht beginnt… Was würde man selbst tun? Die Frage, ob ich wirklich den Schneid hätte, habe ich mir einiges Male gestellt und selbst nach der Lektüre bin ich nicht sicher. Klar ist man geneigt zu sagen, dass man das Kind natürlich retten würde, aber wäre man auch noch so mutig, ständen Naziverbrecher direkt vor einem? Ich weiß es nicht. Sicher hingegen war, dass ich unbedingt die Geschichte dieser stillen Heldin kennenlernen wollte. Wie hat sie es geschafft mit dem Jungen zu entkommen? Welche Opfer musste sie bringen und wo fand sie vielleicht Hilfe? Wie war dieses Unterfangen ein jüdisches Kind großzuziehen möglich? Würden sie überhaupt überleben? Bombenhagel, Kälte und Hunger trotzen können? Könnte Elly vielleicht eines Tages den Jungen zurück in die Obhut der Eltern geben? Fragen über Fragen, auf die der Roman Antworten liefert. Die Rettung des Junges wird zu Lebensaufgabe Ellys – sogar ihre eigene Tochter vergisst sie darüber regelrecht. Fast durchgängig ist der Schreibstil angenehm zu lesen, während der Inhalt teils sprachlos, wütend oder auch mal traurig machte. So etwas darf es einfach nicht noch einmal geben. #GegendasVergessen Und auch wenn mich das Thema begeistert hat, ich Elly sympathisch und mutig fand, so hat mich die Umsetzung nicht immer ganz überzeugt. Mancher Zeitsprung war unnötig irritierend, auch inhaltlich hab es den einen oder anderen Moment, der mich nicht wirklich mitgenommen hat. Wirklich unnötig fand ich den Epilog, der aus meiner Sicht wie ein Fremdkörper wirkte. Das Buch war für mich schon davor gut abgeschlossen. In Summe waren das aber wenig Aspekte, sodass ich dieser Geschichte um eine stille Heldin 3,5 Sterne vergebe.

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