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R. S.

Posted on 10.9.2022

Spannungsarmer und detailverliebter Roman über Sylvia Beach „Die Buchhändlerin von Paris“ von Kerri Maher liest sich eher wie eine ausführliche Biografie anstatt als ein historischen Romanes über Sylvia Beach und ihrer englischsprachigen Pariser Buchhandlung "Shakespeare and Company", in der viele bekannte Schriftsteller und Denker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie z. B. Joyce oder Hemingway. Berühmt wurde Sylvia durch die Veröffentlichung von James Joyces Ulysses, als niemand sonst es veröffentlichen wollte. In Amerika wurde das Buch als pornografisch eingestuft, wodurch es dort weder veröffentlicht noch verkauft werden konnte. Weiteres Thema ist ihre Beziehung zu Adrienne Monnier, ebenfalls Inhaberin einer Buchhandlung in Paris und wie Sylvia, eine Förderin amerikanischer, französischer und britischer Schriftsteller. Der Roman ist gut recherchiert und lässt sich auch leicht lesen, aber inhaltlich fokussiert er sich meiner Meinung nach zu sehr auf die Veröffentlichung von Ulysses und Sylvias Kampf diesen zu veröffentlichen. Als Folge dessen blieb die Charakterzeichnung abgesehen von Sylvia ziemlich schwach, so hatte ich mir z. B. einen tieferen Einblick in ihre Beziehung mit Adrienne Monnier gewünscht. Auch der eher nüchterne Schreibstil führt dazu, dass man wenig emotionale Nähe zur Handlung und den Charakteren aufbaut, worunter die Spannung des Romans deutlich leidet. Zudem nahm mit fortschreitender Seitenzahl Sylvias Besessenheit mit Joyce und Ulysses mir regelrecht die Lust am Weiterlesen. Folglich konnte „Die Buchhändlerin von Paris“ mich nicht wirklich begeistern, nach Lesen des Klappentextes hatte ich mir einen spannenderen Roman über Sylvia Beach vorgestellt. Die Liebesbeziehung zu einer Frau, ihre Leidenschaft für Literatur und ihr Kampf Ulysses veröffentlichen zu können, hatten als Themen an sich auf jeden Fall das Potenzial dazu. Doch die Umsetzung konnte dem nicht gerecht werden. Ein zu sachlicher und wenig emotionaler Schreibstil gepaart mit zu vielen Details in Bezug auf Joyce als Person und sein Werk machen es zu einer interessanten Biografie über Sylvia Beach aber auch nicht mehr.

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