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Buchdoktor

Posted on 1.9.2022

Zehn Jahre nach der Verurteilung von James Stewart wegen Mordes an seinem Geliebten Murdo Maxwell ist die Kritik an dem vorschnellen Urteil nicht mehr zu überhören. Auch sein historischer Namensvetter James Stewart of the Glens war im 18. Jahrhundert bereits Opfer eines Justizirrtums gewesen. Ein Fall, über den Rebeccas Vater John nie aufgehört hatte, sich zu empören. Eine alte Frau hatte vorausgesagt, das die klappernden Knochen des alten James nicht verstummen würden. Da Murdo Maxwell sich als Politiker und als Anwalt Feinde gemacht hatte, fragt man sich, wer damals Interesse an der Beseitigung Maxwells hatte und warum die Polizei nicht in dieser Richtung ermittelte. Dass Opfer und Angeklagter beide homosexuell waren/sind, hat 10 Jahre zuvor vermutlich mehr als eine Nebenrolle gespielt. Die Namensgleichheit der Opfer scheint schottische Emotionen erneut kochen zu lassen. Gemeinsam mit dem Anwalt Jordan in Inverness, der über neues Material verfügen soll, könnte die Presse die Wiederaufnahme des Verfahrens vorantreiben. Die Journalistin Rebecca befragt erneut die Angehörigen, Maxwells Schwester und die Mütter von Täter und Opfer. Rebecca fällt zwar noch immer mit der Tür ins Haus, als Verteidigerin der „Guten“ bringt sie ihre Interviewpartnerinnen jedoch stets dazu, auszupacken. Rebecca arbeitet inzwischen freiberuflich und will die Geschichte an die Medien verkaufen – und dafür würde sie vermutlich selbst ihre Großmutter verkaufen. Auf einer zweiten Handlungsebene schreibt sich ein Gefangener im Tagebuch seine Lebensgeschichte vom Herzen. Skeltons Leser*innen können daher hoffen, dass sie die Wahrheit noch vor Rebecca erfahren werden. Die Verknüpfung eines historischen Justizirrtums mit einem aktuellen Fall und Rebeccas Einsatz als Laienermittlerin wirken zunächst wenig spektakulär. Konflikte zwischen Politik, schottischen Nationalisten und Umweltschützern in der Region Inverness, das Verhältnis zwischen Rebecca und der Polizistin Valerie Roach, nicht zuletzt alte Clan-Rivalitäten fügen sich jedoch zu einem spannenden Netz, zu dem ein 4. Band im Original gerade erschienen ist. Als 3. Band sollte „Das Unrecht von Inverness“ in der Reihenfolge der Serie gelesen werden; denn der Fall des modernen James Stewart ist nur zu lösen, wenn man überblickt, wer zu welchem Clan gehört, politisch auf welcher Seite steht, wer für wen arbeitete und wer damals sein Ansehen gefährdet sah.

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