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mabuerele

Posted on 8.8.2022

„...Auf die Idee, dass Oma länger bei uns wohnen könnte, bin ich selber gar nicht gekommen. Das war Anton, mein kleiner Bruder...“ Nach einem Fußbruch war Oma zu Klaras Familie gezogen. Sie wurde in ihrem Gästezimmer einquartiert. Der 8jährige Anton ist der erste, dem auffällt, dass irgendetwas nicht stimmt. Der Autor hat ein einfühlsames Kinderbuch geschrieben. Es geht um die Themen Demenz und Sterben. Der Schriftstil ist für den Inhalt angemessen. Die Geschichte wird von Klara erzählt. Über ihren Bruder Anton äußert sie: „...Ich weiß nicht, wie ich´s erklären soll, aber manchmal kommt es mir so vor, als könnte Anton bei bestimmten Sachen nur kerzengeradeaus denken. Wenn es darum geht, was man tut und was nicht...“ Erstaunlicherweise ist Anton derjenige, der mit viel Geduld und häufigen Nachfragen die Oma zu der einen oder anderen Tätigkeit animiert. Er scheint auch mit keiner Ablehnung zu rechnen. Es sind so Kleinigkeiten, die zeigen, dass es kurze Aussetzer gibt. Klara sieht das am Blick der Oma, wenn sie zurück in der Wirklichkeit ist. Sie nennt es Eichhörnchenblick. Warum? So nennt man den Blick von Schüler, die plötzlich von ihren Lehrern aus den Tagträumen gerissen werden. Schon bei dem Unfall allerdings deuten sich Probleme an. Warum ist die Oma die Treppe hinauf gekrochen, obwohl sie das Handy in der Tasche hatte? Warum hat sie ihren Sohn und nicht den Notarzt angerufen? Ich finde Antons Beschreibung der Krankheit passend: „...Sie verirrt ich in ihrem eigenen Leben...“ Natürlich geht es nicht nur um die Krankheit. Es gibt viele humorvolle Momente und für die Kinder geht das normale Leben weiter. Der Urlaub ist anders, denn der Vater bleibt mit der Oma zu Hause. Die Familie fliegt nach Finnland, der Heimat von Klaras Mutter. Es sind unbeschwerte Tage mit den finnischen Großeltern und den Cousins. Klara und ihre beste Freundin Ida tauschen sich über ihre vorhandenen oder nicht vorhandenen Beziehungen zu Jungen aus. Übrigens ist es wieder Anton, der die Wahrheit erkennt. Nach dem Urlaub ist die Erkrankung fortgeschritten. Hinzu kommt, dass sie Wasser in der Lunge und eine Herzschwäche hat. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob eine größere Operation noch sinnvoll ist. Die Antwort ist dann nicht mehr nötig. Mehrere Schwarz – Weiß – Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie man Menschen auch im Alter ihre Würde lässt, indem man sie liebevoll in das Geschehen mit einbezieht, ihre Wünsche berücksichtigt und die verbleibenden Möglichkeiten nutzt.

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