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marcello

Posted on 6.7.2022

„Heartstopper“, die wirklich liebenswerte LGBTQ+ Serie von Netflix, war für mich ein echter Überraschungshit in diesem Jahr. Nun habe ich endlich auch mal die Vorlage, die erste Volume von der Graphic-Novel-Reihe, lesen können und bin schon froh, dass ich zuerst die Serie und dann die Vorlage konsumiert habe, was keinesfalls gegen die Graphic Novel spricht, aber einfach darin begründet liegt, dass ich eine völlig unerfahrene Leserin in den Genres Graphic Novel, Comic, Anime etc. bin, da in meinem Kopf keine ausgiebige visuelle Ebene entsteht. Leider. Deswegen konnte ich mich in diese bildreiche Adaption verlieben und mich einfach erfreuen, wie eng Vorlage und Umsetzung aneinander liegen und das berührt unweigerlich. Natürlich gibt es gewisse Unterschiede zwischen der Graphic Novel und der Serie, weil Letztere auch den Nebenfiguren viel mehr Raum gibt, aber es ist vor allem herzerwärmend, wie originalgetreu die Geschichte von Nick und Charlie ist, denn die beiden stehen auch in der Serie klar im Zentrum und ich fand es schön, wie auch zwischen den Seiten diese behutsame Liebesgeschichte erzählt wurde. Charlie, der schon länger geoutet ist und dafür viel Häme und Mobbing einsteckten musste und deswegen auch viel mit tief eingegrabenen Ängsten zu kämpfen hat und eben Nick, der überall beliebt ist, dennoch leichter gegen den Strom schwimmt und sich dennoch auch erst wirklich entdecken muss, was viel Überwindung kostet. Dabei ist es für mich vor allem gelungen, wie auch die Gefühlslagen der beiden effektiv durch visuelle Elemente auf den Punkt gebracht wurden, wenn beide innerlich verzweifeln, wenn die Funken sprühen und wenn einfach Liebe in der Luft liegt. In der Graphic Novel gibt es auch eine klare zeitliche Einteilung, die definitiv sehr sinnig ist, um hier den Fortschritt abzubilden und so eben darzulegen, dass es eine Beziehung in der Entwicklung ist, die aber dennoch für den Fortgang der Handlung nicht unbedingt gemächlich vorangetrieben wird, was ich bei einer Graphic Novel wirklich gut nachvollziehen kann. Weiterhin ist es gut gelungen auch die ganzen Außenperspektiven darzustellen, die waren immer nur kurz, wie von Tao oder Nicks Mutter, aber sie haben die unterschiedlichen Sichtweisen dargeboten, die auch weiter unterstrichen haben, warum es definitiv eine Reise zwischen ihnen beiden ist. Wenn man die Serie kennt, ist auch der Cut der ersten Ausgabe wirklich gut gesetzt, denn der erste Kuss, nachdem sich Nick erstmal abwendet, ist ein guter Cliffhanger, weil es erst wie ausgebremst wirkt. Es ist auf jeden Fall von Alice Oseman auch ein clever gewählter Punkt, weil man hiernach erst recht wissen will, wie es für die beiden weitergeht. Ganz toll sind die auch die abschließenden Bonusmaterialien, die eine Serie so nicht bieten kann und die die Graphic Novel hier auch definitiv bereichern. Es wirkt liebevoll, mit vielen Details und zeigt, wie sehr die Autorin diese fiktionale Welt auch liebt. Aber auch für mich als Fan ist alles, was ich mehr an Infos bekommen kann, gerne gesehen. Fazit: Als leider nicht so visueller Typ war es für mich besser, „Heartstopper“ erst als Serie und dann als Graphic Novel kennenzulernen, denn so ist es mir definitiv leichter gefallen, mich in den Stoff zu verlieben. Aber die Graphic Novel ist toll gezeichnet, stilistisch viele tolle Kniffe und die süße Geschichte bleibt eh. Sehr empfehlenswert für alle Fans der Serie, aber natürlich auch generell ein Blick wert.

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