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phantastische_fluchten

Posted on 6.6.2022

Alex Verus ist wieder dort wo er nie wieder sein wollte. In den Fängen seines ehemaligen Meisters und Mentors Richard Drakh. Dieser übergibt ihn an Morden, dem ersten Schwarzmagier, der im Rat der Weißmagier sitzt und an den Ratssitzungen teilnehmen darf. Alex hasst Morden aus tiefstem Herzen, fast so sehr, wie er Richard hasst und somit erwartet er das schlimmste für sich. Zu seinem Erstaunen macht Morden Alex zu seinem persönlichen Referenten, eigentlich eine hoch angesehene Stellung. Wären nicht die vorherigen zwei Referenten unter seltsamen Umständen ums Leben gekommen. Alex kämpft nun an allen Fronten. Seine ehemaligen Wächterkollegen misstrauen ihm, die Schwarzmagier hassen ihn und die Weißmagier fordern nach wie vor seinen Tod. Also hält sich Alex an Arachnes Rat. Nicht mehr reagieren sondern agieren. Und so sucht er, zusammen mit Luna, Anne und Variam nach einer Lösung aus dem Schlamassel, ohne das es sie alle das Leben kostet. Kommentar: Während die ersten Bände der Serie um den Magier Alex Verus noch in sich abgeschlossen waren, gab es bei Band sieben einen Cliffhanger und auch Band acht endet offen. Mir persönlich gefällt es gut, dass sich endlich ein roter Faden zeigt und die Geschichte an Komplexität und Inhalt gewinnt. Bisher ist der Autor eher nach Schema F verfahren. Alex und seine Freunde werden bedroht, müssen gegen eine schier unüberwindliche Übermacht kämpfen und gewinnen am Ende doch. In den letzten Bänden hat sich dieses Muster geändert. Monatelang waren Alex und Anne auf der Flucht vor den Weißmagiern und nur mit Mordens Hilfe kommt es zu einer Übereinkunft, die es Anne und Alex ermöglicht zu überleben. Zu überleben - ja- aber sich in eine Abhängigkeit zu begeben die Alex Flucht und sein Verhalten der letzten 15 Jahre zunichtemacht. Ich habe in den vorherigen Bänden schon erwähnt, dass Alex Verus für mich nicht an Harry Dresden oder Grayson Steel herankommt. Das liegt einfach daran, dass Alex Verus sich zu sehr negiert. In den Geschichten gibt es kaum einen Funken Humor und Alex Selbstzweifel nerven stellenweise sehr. Er ist ja nur ein »Wahrsager«, er ist kein Kämpfer, er ist alleine, alle hassen ihn usw. Nichtsdestotrotz gewinnt er fast alle Kämpfe und schlägt die stärksten Gegner. Dabei ist er nicht alleine. Er hat Luna, Variam und Anne, sowie Arachne, Sonder und sogar Talisid. Auch wenn die beiden letztgenannten nicht unbedingt Freunde sind, helfen sie dem Magier doch immer wieder weil sie Nutzen aus dieser Hilfe ziehen. Ein bisschen Humor, ab und an mal ein lockerer Spruch und weniger Selbstmitleid würden der Geschichte sicher gut tun. Trotz dieser Kritik gefällt mir die Entwicklung der Geschichte sehr gut und sie hat noch viel Potenzial. Es sollen ja insgesamt zwölf Bände werden und ich bin gespannt, was sich Benedict Jacka noch einfallen lässt. Zumal das Ende dieses Bandes einfach genial ist. Anne, Luna und Variam entwickeln sich zu eigenständigen Persönlichkeiten, sie sind nicht mehr so abhängig von Alex Verus sondern können auf eigenen Füßen stehen. Luna kann es Anne und Alex zuerst nicht verzeihen, dass sie sie alleine gelassen haben. Ihre Selbstzweifel ( kennen wir von Alex) und ihr »persönlicher Fluch« hindern sie daran, einen Weg für sich zu finden aber lange Gesprächen mit Arachne und Alex bringen sie endlich auf den richtigen Weg und ich finden die Entwicklung von ihr toll. Variam handelt lieber, bevor er denkt und er muss oft von seinen Freunden gebremst werden aber er ist eine treue Seele und im Kampf sehr hilfreich. Am komplexesten ist sicherlich Anne, deren Magie sowohl heilen als auch töten kann. Durch ihre Verbindung zu Alex und wegen ihrer Vorgeschichte wird sie von den Weißmagiern ebenso wenig akzeptiert wie Alex Verus, keinem ist so richtig klar, wie gefährlich sie sein kann und was es bedeuten würde, wenn sie sich für die Seite der Schwarzmagier entscheiden würde. Die Vorurteile und die Kleinkariertheit der Weißmagier nervt zuweilen auch sehr. Statt zu erkennen, wie stark Anne und Alex sind und sie auf ihre Seite zu ziehen, werden die beiden verfolgt und gejagt. So treibt man gute Menschen auf die Seite des Bösen. Dabei sind die Weißmagier alles andere als Gutmenschen. Jeder strebt nur nach persönlicher Macht, Intrigen sind an der Tagesordnung und gefällte Urteile fallen stets zu Gunsten der Ratsmitglieder aus. Das hat Alex Verus oft genug am eigenen Leib erfahren müssen. Über den Inhalt mag ich nicht viel verraten. Wie gesagt, seit Band sieben greifen die Bände ineinander über und die Geschichte gewinnt an Spannung und Tiefe. Wer die ersten Bände kennt, wird der Serie treu bleiben. Neueinsteiger empfehle ich, mit Band eins zu beginnen, da man sonst hier nicht mehr folgen kann. Fazit: Trotz fehlenden Humors und einem Charakter, der einfach nicht meine Sympathien gewinnen kann, bleibe ich der Serie treu und ich bin gespannt, was Band neun zu bieten hat. Auch, wenn ich Alex nicht besonders mag, faszinieren die Nebencharaktere und auch die Welt, die der Autor hier geschaffen hat.

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