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gwyn

Posted on 3.5.2022

Dieses Kinderbuch erzählt die Lebensgeschichte des berühmten spanischen Künstlers Antoni Gaudí, geboren 1852. Mit Absicht sage ich nicht Architekt, denn er war so viel mehr. Er wurde in Reus als Kind eine Kesselschmiedefamilie geboren. Ein blonder Spanier mit einer Gehbehinderung, schon als Kind war er eher mit sich selbst und der Natur beschäftigt, sonderte sich ab. Dabei entdeckte er, dass die Natur nicht gerade ist, sondern voller Rundungen und Asymmetrie. Als Antoni in Barcelona Kunst studierte, merkte er, dass ihn viel eher Fliesen und Steine interessieren; er wollte Häuser entwerfen. Mit der Natur im Herzen, voller Farben und Formen im Kopf, fing er an, seine Häuser zu zeichnen. Die Leute hielten Antoni Gaudí für verrückt. Andere meinten, er wäre schlicht genial. Diese Bauwerke sind heute als Kunstobjekte gelistet – nicht einfach Häuser. Man sie in Barcelona, verspielt, voller Rungen, schmiegt sich fließend ein Objekt ans nächste, farbig mit jeder Menge Fliesen und Mosaiken bestückt. Eins seiner Projekte war ein Wohn-Park. Er dachte, eine Wohnanlage im Grünen, mit der Möglichkeit von Gesellschaftsräumen und einem Markt in der Mitte, das hoch über der Stadt gelegen ist, mit Blick auf Barcelona und das Meer, müsste die Menschen in Scharen anziehen. Doch die lebten lieber im stickigen Stadtgewimmel in Dreck und schlechter Luft. Na ja, das Auto war ja noch nicht erfunden. Nachdem sich niemand dafür interessierte, wurde der Bau nach zwei Häusern gestoppt. Es wurde eben nur ein Park. In einem Haus wohnte Gaudí, im anderen so eine Art Parkwächter. Die Häuser sind heute weltberühmt, ebenso wie der angedachte, überdachte Markt, der mit zerschlagenen Fliesen und zerdepperten Tellern ausgestaltet wurde. Der Park wurde nach Gaudís Gönner Graf Eusebio Güell benannt: Parque Güell. Nachdem der Park in den Sand gesetzt war, wurde Gaudí schwer krank, machte bereits sein Testament. Doch erholte sich, dankte Gott und wollte ihm mit einer Kirche huldigen. Er plante wie verrückt. Sein besonderer Gedanke galt wieder der Natur. So entstand der Plan für die «La Sagrada Familia» (Die Heilige Familie). Eine andere Kirche – wohl die schönste der , finde ich. Türmchen und Wendeltreppen erinnern an Schneckenhäuser, Saugarme der Tintenfische an der Decke. Gaudí arbeitete bis zu seinem Tod an diesem Werk. Keine Kircheninstitution hat jemals eine Pesete oder einen Cent dazugegeben! Dieser Bau wird allein von Spendengeldern gezahlt und zum Trotz derer, die behaupten – das Gebäude würde nie fertiggebaut – es steht der Abschluss bevor; die Pläne hatte Gaudí detailliert bis zum letzten Stein noch fertigstellen können. Der Kölner Dom wurde ja auch nicht in einer Woche hochgezogen. «Der Mensch erschafft nicht ... er entdeckt!» Heute zählen Gaudís Bauten zum UNESCO-Welterbe. Das Buch ist pünktlich zu seinem 170. Geburtstag erschienen. Heute sind die Katalanen auf ihren verrückten Künstler ziemlich stolz. Die Illustratorin Linda Schwalbe, die mit ihrem ersten Bilderbuch «Ida» den Serafina-Preis erhielt, hat wieder kraftvoll in Form und Farbe dieses Buch gestaltet. Rund und schwungvoll in der Ausgestaltung hätte das Bilderbuch Gaudí garantiert gefallen! Der NordSüd Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Das passt. Empfehlenswert auch als Reiselektüre und erste Kunstgeschichte für Barcelona, denn am Ende findet sich ein ungefährer Ausschnitt eines Stadtplans von Barcelona. Die Gebäude liegen nicht sehr weit auseinander – bis auf den Parque Güell, der etwas oberhalb der Stadt liegt – hervorragende Aussicht. Es gibt sogar unter den Buslinien für Touristen eine, die speziell die Gaudí-Gebäude anfährt. Von mir gibt es eine Empfehlung für das Kinderbuch. Susan B. Katz wurde in Detroit, Michigan, geboren. Die preisgekrönte Autorin hat zahlreiche Kinderbücher auf Englisch und Spanisch geschrieben. Sie arbeitet zudem seit mehr als 25 Jahren als Lehrerin und Bildungsberaterin. Ihr Buch »All Year Round« wurde als Best New Book of 2016 in der Children’s Book Review aus- gezeichnet. Susan B. Katz lebt in San Francisco. Linda Schwalbe wurde in Stolberg im Erzgebirge geboren und studierte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und an der Universität der Künste in Berlin Illustration. Sie lässt sich von Entdeckungen und Abenteuern, von Musik und Natur inspirieren und malt am liebsten ganz analog mit Acryl. Für ihr Bilderbuchdebüt »Ida und die Welt hinterm Kaiserzipf« gewann sie 2020 den Nachwuchspreis Serafina. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.

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