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Sofia :)

Posted on 3.4.2022

Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar! Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Das Buch ist definitiv ein Eyecatcher und sehr instagramtauglich, sowohl von außen als auch von innen! Die Aufmachung ist durchweg im poppigen 70er-Jahre-Stil in den Farben Gelb, Rot, Pink und Orange gehalten, im Buch finden sich viele Grafiken, Zeichnungen und Zitate im selben Stil wie der Titel. Alleine deshalb ist das Buch schon lesenswert. Zur Ähnlichkeit mit Chidera Eggerues Buch „What a time to be alone“ sage ich unten was. Meine Meinung: Vorab: Ich weiß um die Vorwürfe gegenüber der Autorin, von Chidera Eggerues „What a time to be alone“ plagiarisiert zu haben. Weiter unten werde ich auch im Detail auf meinen persönlichen Eindruck eingehen, allerdings weise ich bereits hier schonmal darauf hin, dass ich „What a time to be alone“ NOCH nicht gelesen habe. Daher steht alles, was ich dazu schreibe, unter dem Vorbehalt, dass ich bezüglich des Inhalts ich also nicht allzu fundiert Stellung nehmen kann. Zunächst schildere ich euch aber kurz meinen Eindruck zu „Frauen schulden euch gar nichts“ losgelöst von etwaigen Plagiatsvorwürfen. Allzu viel gibt es dazu aber eigentlich nicht zu sagen. Mir hat dieser Ratgeber insofern sehr gut gefallen, als dass er viele wichtige und auch richtige Dinge anspricht. Zwar hat das Buch mir persönlich jetzt nicht die große „Erleuchtung“ gebracht, da ich von vornherein ein sehr starkes Selbstbewusstsein habe, um meinen eigenen Wert weiß und mich auch nicht darunter verkaufe. Das ist im Prinzip genau das, worauf das Buch in seiner Quintessenz eingeht und was Given mit „Frauen schulden dir gar nichts“ sagen will. Nichtsdestotrotz finde ich die Deutlichkeit, mit der sie dieses Thema in all seinen Facetten anspricht, sehr gut! Ich kann mir daher gut vorstellen, dass dieses Buch vor allem jüngeren Leserinnen, aber auch solchen, die vielleicht noch auf dem Weg zu einem großen Selbstwertgefühl sind, dabei helfen kann, dieses Ziel zu erreichen und für sich selbst einzustehen. Insgesamt geht Given mit ihren einzelnen feministischen Aspekten dabei nicht besonders in die Tiefe. Sie bleibt eher an der Oberfläche und spricht allgemeine Grundsätze an, die man als Frau für sich verinnerlicht haben sollte. Das hängt mit dem eben Gesagten zusammen: Wer bereits so lebt, wird mit diesem Buch neben der Bestätigung dessen, was man ohnehin schon weiß, vielleicht ein nettes Coffeetablebook gewinnen, einen größeren Mehrwert hat „Frauen schulden dir gar nichts“ da tatsächlich nicht. Für diejenigen aber, die in dieser Entwicklung noch ganz am Anfang stehen, liefert „Frauen schulden dir gar nichts“ genau die richtigen Grundlagen, die für diesen Weg notwendig sind. Unabhängig vom persönlichen Mehrwert, den man hieraus ziehen kann, ist das Buch allerdings allein deshalb sehr lesenswert, weil Given viele Themen sehr scharf, teils überspitzt, teils sarkastisch anspricht. Das Lesen ist also gleichsam lehrreich wie unterhaltsam. Nun zu den Plagiatsvorwürfen: Ich habe, wie gesagt, Eggerues Buch noch nicht gelesen, ich kann auf das Inhaltliche daher nicht allzu sehr eingehen. Ich kann bloß sagen, dass in neuerer Zeit niemand Neues zum Thema Feminismus/ Selbstliebe gesagt hat, erst recht nicht Florence Given – und das unabhängig davon, ob Eggerue möglicherweise ähnliche Dinge gesagt hat wie sie! Denn auch bevor ich „Frauen schulden dir gar nichts“ gelesen habe, hätte ich euch das, was Given hier im Wesentlichen sagt, ebenfalls erzählen können. Auf Instagram hat Chidera Eggerue Ende 2020 in ihrer Story unter anderem Phrasen geteilt, die sie in ihren Büchern verwendet, und die Given in etwas abgewandelter Form in ihrem Buch ebenfalls benutzt. Darunter: „don’t owe him pretty“, „dump him“, „stop trying to impress him“. Und ganz ehrlich? Das sind jetzt nicht gerade irgendwelche bahnbrechenden Sätze, die noch nie zuvor eine Frau gedacht oder ausgesprochen hat. Nochmal: Ich habe Eggerues Buch nicht gelesen, ich kann also nicht sagen, wie sehr sich Givens und Eggerues Werke inhaltlich tatsächlich ähneln. Aber wenn sich die Vorwürfe auf solche allgemeinen feministischen Leitsätze beziehen, kann ich sie nicht nachvollziehen. Dann würde ich ja auch plagiarisieren, wenn ich meinen Freundinnen schreibe, dass sie in ihrem Leben die Nummer 1 sind und alle anderen froh sein sollen, dass sie in ihrem Leben sein dürfen (was tatsächlich gar nicht so selten vorkommt lol). Feminismus – gerade wenn er so oberflächlich reproduziert wird wie in „Frauen schulden dir gar nichts“ – ist kein Thema, bei dem nicht im Wesentlichen jeder übereinstimmt, insofern ist es bereits fraglich, wie sehr ein Plagiat überhaupt möglich ist; zumal „Frauen schulden dir gar nichts“ nun mal wirklich keine wissenschaftliche Abhandlung ist, bei der jeder Gedanke mit einem Zitat versehen werden muss, sondern ein Ratgeber, der fast schon in die Richtung eines autobiografischen Werkes geht. Was die Aufmachung angeht, ist die Ähnlichkeit zwischen „Frauen schulden dir gar nichts“ und „What a time to be alone“ jedoch nicht zu übersehen – beide sind im poppigen 70s-Stil gehalten, mit auffälligen Schriftzügen in auffälligen Farben versehen. Hier stellt sich mir allerdings die Frage, inwieweit das nicht auf den Originalverlag gewachsen ist: Es ist nicht unüblich, Bücher zu gleichen Themen, die in relativ kurzen Zeitabständen voneinander erschienen sind, ähnlich aufzumachen, um beim Käufer eben direkt diese Verbindung zu dem anderen Werk herzustellen (nach dem Motto: Wem das eine Buch gefallen hat, wird – jedenfalls unterbewusst – nach ähnlichen Büchern Ausschau halten). Darüber hinaus sind sowohl Eggerue als auch Given beide Instagrammerinnen, sie „vermarkten“ ihre Ideen also zwangsläufig auf eine ähnliche Weise – nämlich so, dass sie in so einer Instagramkachel möglichst prägnant auffallen und mit wenigen Worten das Wesentliche gesagt werden kann. Dass sich das Design dann ähnelt, ist auch unter diesem Aspekt nicht überraschend, das wissen wir Bookstagrammer ja am besten. Zusammenfassend kann ich zu den Plagiatsvorwürfen also Folgendes sagen: Es ist schlecht, wenn Weiße mit der Arbeit und den Ideen Schwarzer Geld machen, ohne den Schwarzen Autor*innen Anerkennung zu zollen oder jenes Geld irgendwie der Black Community zugutekommt. Das steht außer Frage. Givens Ideen zum Feminismus sind jedoch so generell und oberflächlich gehalten, dass niemand, der sich bisher auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt oder von sich aus bereits ein starkes Selbstbewusstsein hat, von ihren Aussagen überrascht oder erleuchtet wird. In ihrem Buch findet sich wenig, was es zu klauen wert wäre, da jeder, der ein bisschen darüber nachdenkt, mit Leichtigkeit genauso gut von selbst auf das Gesagte kommen könnte. Wieso also gerade Given das nicht gemacht haben sollte, kann ich mir nicht erklären. Unter dem Vorbehalt natürlich, dass ich, wie gesagt, den Inhalt von „What a time to be alone“ noch nicht kenne!!! Die Aufmachung der Bücher ist verdächtig, das stimmt. Das kann aber genauso gut vom Verlag ausgegangen sein. Fazit: Florence Given hat mit „Frauen schulden dir gar nichts“ den Feminismus nicht neu erfunden. Für Viele mag das, wovon sie hier schreibt, nichts Weltbewegendes sein, zumal sie durchweg an der Oberfläche bleibt und lediglich allgemeine Grundsätze wiedergibt, die man als Frau verinnerlicht haben sollte. Für diejenigen Leserinnen mit starkem Selbstbewusstsein, die bereits nach diesen Prinzipien leben, bietet „Frauen schulden dir gar nichts“ daher vielleicht keinen großen Mehrwert. Spaß macht das Lesen wegen der bunten Aufmachung und des scharfen Tons der Autorin aber trotzdem! Insbesondere jüngeren Leserinnen kann ich darüber hinaus das Buch auch deshalb sehr ans Herz legen, weil Given hier viel Gutes anspricht, das trotz der Allgemeinheit ihrer Aussagen deshalb nicht weniger wichtig wird. Jeder, der dieses Buch liest, sollte angesichts der Plagiatsvorwürfe allerdings auch zumindest darüber nachdenken, Chidera Eggerues Werk „What a time to be alone“ ebenfalls zu lesen, um sich ein fundiertes Bild davon machen zu können. Das gibt es bisher zwar nur im Original, aber vielleicht ist die Diskussion um „Frauen schulden dir gar nichts“ in Verbindung mit Eggerues Buch (bzw. Büchern) ja ein Anreiz für den deutschen Verlag, „What a time to be alone“ ebenfalls zu übersetzen. 😉 Nach meinem jetzigen Wissensstand kann ich die Vorwürfe mit Blick auf die Aufmachung zwar nachvollziehen, die Allgemeinheit von Givens Aussagen und die Tatsache, dass ich vieles von dem, was sie schreibt, bereits verinnerlicht hatte, lange bevor ich ihr Buch gelesen habe, lassen mich an einem etwaigen Plagiat in Bezug auf den Inhalt jedoch zweifeln. 4/5 Lesehasen.

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