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herbstrose

Posted on 17.3.2022

Seinen Gedanken kann man nicht entfliehen … „Wir haben übrigens denselben Vater.“ Dieser flüchtig dahin gesprochene Satz, den eine Unbekannte einer Autorin im Anschluss einer Lesung aus ihrem neuen Roman sagt, stellt ihr Leben und ihre Gedankenwelt auf den Kopf. Plötzlich zweifelt sie an ihrem bisherigen Dasein, stellt das Familiengefüge infrage und reflektiert über Gegenwart und Vergangenheit. Als sie bald darauf mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter für einige Zeit in den USA lebt versucht sie ihr Verhältnis zu ihrem Vater zu analysieren, die Beziehung zu ihrem Mann zu klären und ihre Rolle als Mutter zu überdenken. Ihre Gedankengänge werden dabei immer wirrer … Die Autorin Julia Schoch wurde 1974 in Bad Saarow geboren und lebt heute als Übersetzerin und freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Potsdam. Für ihre Werke erhielt sie bereits zahlreiche Auszeichnungen und stand einige Male auf Platz 1 der SWR-Bestenliste. „Das Vorkommnis“ ist, wie die Autorin selbst sagt, ein autofiktionaler Roman mit dem Untertitel „Biographie einer Frau“. Das Vorkommnis ereignet sich gleich am Anfang und weckte in mir große Hoffnungen auf eine spannende, oder zumindest interessante Geschichte. Doch leider wurde ich enttäuscht. In vielen kurzen Kapiteln macht sich die Protagonisten ihre Gedanken und stellt ihr bisheriges Leben auf den Prüfstand. Ziemlich wirr springt sie dabei hin und her, von der Gegenwart in die Vergangenheit und fügt dazwischen auch einige Blicke in die Zukunft ein. Sie grübelt nach über ihre Familie, ihre Ehe und ihre Mutterschaft, doch niemand wird dabei namentlich genannt. Selbst ihre Kinder erwähnt sie nur als „das ältere Kind“ und „das jüngere Kind“. Die Probleme, die sie immer und immer wieder anspricht, sind in meinen Augen banal und ihre Gedanken dazu belanglos, so dass ich mich in die Denkweise der Autorin bzw. Protagonistin nicht einfühlen konnte. Als störend und den Lesefluss hemmend empfand ich auch die vielen in Klammern eingefügten Erklärungen und Nebensätze. Aus den genannten Gründen interessieren mich auch die beiden geplanten Fortsetzungen nicht. Fazit: Ein Buch, das ich mit großen Erwartungen begonnen hatte, zu dem ich aber letztendlich keinen Bezug fand.

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