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Gabriele

Posted on 11.3.2022

Wenn Träume in Erfüllung gehen … Samira wächst in einem Kinderheim in der Ukraine auf. Ihre Eltern kennt sie nicht. Nachdem ihre Freundin Marina von einer deutschen Familie adoptiert wird, träumt auch sie davon nach Deutschland zu kommen. Doch der Weg dorthin entpuppt sich als steinig: Sie flieht aus dem Heim und wohnt mit anderen Obdachlosen in einem Haus ohne fließend Wasser, Strom und Toilette. Ihr „Manager“ nutzt seine Bande nach Strich und Faden aus, bis am Frauentag, dem 8. März 2000 (Samira ist zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt) „ein echtes Wunder“ geschieht (Seite 201). Dass sich dieses Wunder im Laufe der Zeit ins Gegenteil verwandelt, ahnt man als Leser schon bald. Das naive Mädchen, wegen ihrer schönen Augen von vielen Kukolka (Püppchen) genannt, hatte schon viel zu früh gelernt, das zu tun, was andere von ihr verlangten. „Liebe ist Vertrauen. Das habe ich mal auf einer Werbung für Kondome gelesen“, gesteht die Ich-Erzählerin. Dies ist ein Buch, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, gerade weil es ein Stück Wahrheit enthält. Immer wieder hört oder liest man von Mädchen, denen von zwielichtigen Typen ein wunderbares Leben versprochen wird. In der Realität entpuppt sich dies jedoch ganz anders als erhofft. Lana Lux, am 22 November 1986 geboren, wuchs in einer größtenteils russischsprachigen Großstadt in der Zentralukraine auf. 1996 wanderte die Familie als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland aus, wo Lux Deutsch lernte und die Schule absolvierte. 2007 machte sie Abitur und studierte. Seit 2010 lebt sie zusammen mit Ehemann und Tochter in Berlin und arbeitet als Autorin und Illustratorin. Glaubhaft naiv lässt sie Samira von ihrem Leben erzählen: „Ich wusste, dass ich zu niemandem gehöre und nichts wert bin. Dass ich einfach da bin, so wie Kakerlaken. Niemand weiß, wo die herkommen. Niemand braucht sie. Sie leben, bis einer sie wegklatscht.“ (Seite 199) „Alles war gelogen. Jeder hatte mir irgendeine andere Lüge erzählt, um mich zu manipulieren, zu formen und auszunutzen.“ (Seite 367) Die flüssig zu lesende Sprache milderte die Grausamkeiten, denen das Mädchen ausgesetzt war, etwas ab und ließ mich das Buch nur ungern aus der Hand legen. Dankbar nahm ich zum Schluss Kukolkas Hoffnung auf ein anderes Leben an. „Alles was du willst, Samira, wiederholte ich leise für mich. Ich mochte meinen Namen. Er war das Einzige, was immer meins war. Mein Name.“ Unbedingte Leseempfehlung!

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