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joberlin

Posted on 24.2.2022

In dieser gelungenen romanhaften Biografie kommt beides zusammen: eine interessante Lebensgeschichte und eine sehr gute Erzählerin - das ergibt in Summe höchstes Leseglück! Flott erzählt, nimmt der Roman schnell Fahrt auf und zieht mich von Anfang an in Bann. Die junge Hedwig Kiesler sammelt erste Schauspielerfahrung im Theater an der Wien. Sie heiratet den Industriellen Fritz Mandl, sein Wohlstand gibt ihr ausreichend Mittel, den Sprung nach Hollywood zu wagen. Louis B. Mayers MGM nimmt sie unter Vertrag und sie wird so zu Hedy Lamarr, der auch heute noch bekannten und bewunderten Filmschauspielerin. In den 30er und 40er Jahren galt sie als schönste Frau der Welt, war Vorbild für Disneys Snow White und Catwoman. Natürlich geht das nicht ganz so schnell und reibungslos, wie hier von mir zusammengefasst. Hedy geht beim Aufbau ihrer Karriere intelligent und ausgesprochen strategisch vor, betreibt auf Parties und Premierenfeiern geschicktes Networking. Große Namen sind hier zu nennen - Bette Davis, Charles Boyer, Spencer Tracy, Myrna Loy und viele mehr. Glamour und Schick der Traumfabrik vermittelt Charlotte Leonard sehr authentisch und so wunderbar, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Das liegt vor allem am guten Schreibstil der Autorin, sie gewährt viele intensive Blicke hinter die Kulissen des schönen Scheins , auch in den fiktionalen Passagen verfällt sie nie in kitschige Belanglosigkeiten. Als Amerika in den 2. Weltkrieg eintritt, möchte die erfolgreiche Schauspielerin ihre stetige Abscheu gegen Nazideutschland, aber auch ihre Dankbarkeit dem neuen Heimatland gegenüber betonen. Sie nimmt an War Bonds Touren teil und tritt zur Unterstützung der in den Krieg ziehenden Soldaten in der Hollywood Canteen auf. Durch das ganze Buch zieht sich Hedys Interesse und Geschick beim Tüfteln und Erfinden neuer Technik, zum Beispiel zum Verschlüsseln von Nachrichten, Grundlage auch von Bluetooth und Wifi. Eine Schauspielerin als Erfinderin? Sie kann sich nur schwer durchsetzen und findet erst spät die gebührende Anerkennung. Im Anhang gibt die Autorin vertiefende Literaturhinweise, dafür bin ich dankbar, wie überhaupt für dieses ausgesprochen interessante, exzellent recherchierte Buch. Ich wünsche mir davon!

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