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Susanne Matiaschek

Posted on 31.8.2021

True Crime Thriller lassen mich immer mit einem etwas gemischten Gefühl zurück, weil eben tatsächlich immer etwas wahres darin steckt, was die Beklemmung noch etwas größer macht. Michael Tsokos ist auch tatsächlich einer der wenigen Autoren, bei denen ich immer das Nachwort lese und auch diesmal fand ich es sehr informativ und interessant. Seit Fred Abel auf der Bildfläche erschienen ist, liebe ich diese Reihe. Und so hab ich auch diesen Band in einem Zug verschlungen. Und so schrecklich es sich auch anhören mag, so ist “Zerrissen ” für mich ein absolutes Highlight. Michael Tsokos hat für mich eine unverwechselbare Art zu schreiben. Feinfühlig, fesselnd und unglaublich einnehmend, sowie bildhaft. Bereits der Prolog hat mich absolut verstört und erschüttert zurückgelassen. Ich konnte nicht glauben, was sich da vor meinen Augen abspielte. Skrupellos, brutal und absolut perfide. Aber so schwer diese Gewalttat auch wiegt, so sind die psychologischen Aspekte diesbezüglich viel gravierender. Mit diesem doch sehr spektakulären und überaus brutalen Mord legt Michael Tsokos ordentlich vor und trotzdem ist es nur ein kleiner Teil von allem. Dieser Fall setzt sich aus verschiedenen Taten zusammen und zunächst haben sie auch überhaupt nichts gemeinsam. Denn wir haben es doch mit einigen Handlungssträngen zutun. Wovon mir der mit dem kleinen Mädchen wohl am meisten zugesetzt hat. Interessant ist hierbei der Blickwinkel, denn wir sehen nur das, was sich uns präsentiert und das scheint hier einfach glasklar und richtig zu sein. Bis mich eine Ahnung befiel und ich komplett schockiert darüber nachdachte. Das hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggezogen. Denn hierbei setzen sich verschiedene Komponente zusammen, wobei auch der Hintergrund und die soziale Schicht eine große Rolle spielen. Und wie leicht ist es doch, Menschen aufgrund dessen zu verurteilen, aber wie schwer ist, alles wieder aufzubauen. Nach emotionaler und tiefgründiger wird es, weil Abels Kollegin Sabine mit davon betroffen ist. Und bei Gott, ich hab so unglaublich mit ihr mitgefühlt. Es hat mir schier das Herz gebrochen, ihre seelische Qual und innere Zerrissenheit zu spüren. Es war menschlich kaum zu ertragen. Und daneben macht der Autor auf eine sehr brisante Thematik aufmerksam, die leider nur allzu gegenwärtig ist. Dabei spielen Macht, Kontrolle und Gewalt eine sehr große Rolle. Er hat es sehr gut ausgearbeitet und ich bin komplett sprachlos wie authentisch und vielschichtig er es dargeboten hat. Denn hier ist es nicht nur ein Fall. Es geht um weitaus mehr, als zunächst ersichtlich ist. Dadurch das man relativ viele Perspektiven erfährt, ist es auch sehr tiefgründig und man ergründet die unterschiedlichsten Menschen. Was mir unglaublich gut gefallen hat. Aber auch die zwischenmenschlichen Aspekte haben mir wieder unglaublich gut gefallen. Besonders weil verstärkt ersichtlich wird, was Druck aus Menschen machen kann Wie verletzlich und angreifbar sie dadurch werden. In solchen Momenten darf das Wesentliche nicht aus den Augen verloren werden. Nicht nur Abel hat mich komplett begeistert. Man trifft so viele Charaktere und jeder einzelne hat mich menschlich berührt und dabei etwas zurückgelassen. Weil jeder sein Päckchen zu tragen hat und dieses große Ganze einfach so so eine Explosivität und Brisanz entwickelt. Aber auch die Weiterentwicklung kommt nicht zu kurz, was mir vor allem bei Abel aufgefallen ist. Wie schnell kann die Arbeit auffressen und am Ende des Tages, muss man sich fragen, ob es das wirklich wert war. Die ganze Handlung war enorm gut durchdacht und das spiegelt sich einfach auf mehreren Ebenen wider. Er punktet auch hier wieder mit ordentlichen Wendungen, die es in sich haben. Greift Themen auf, die einfach unter die Haut gehen und wichtig sind. Und vor allem zeigt er, dass nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Er zeigt auf, wenn man alles hat, dann hat man vielleicht zuviel davon und das kann geradewegs in die Abwärtsspirale führen. Das ist ein Punkt, den wohl jeder schon einmal erlebt hat und der deswegen auch so eine tragende Rolle in sich hat. Am Ende läuft alles nahtlos zusammen und ich bin absolut begeistert. Ich freu mich schon unglaublich auf den nächsten Band. Fazit: Mit “Zerrissen ” hat Michael Tsokos einen True Crime zu Papier gebracht, der zum absoluten Pageturner mutiert. Abgründig, perfide und emotional. Ein Thriller, der nicht nur komplett verstört und sprachlos macht, sondern auch auf der menschlichen Ebene sehr berührt und einfach nachklingt. Er bindet brisante und wichtige Themen ein, die nicht nur erschüttern, sondern grausame Realität sind Unbedingt mehr von Abel.

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