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rose75

Posted on 6.6.2021

+ + Bewegen wir uns gesellschaftlich schon in einer Schweigespirale? In letzter Zeit taucht der Begriff "Cancel Culture" in meiner Wahrnehmung öfters auf. Mit diesem Begriff ist eine Ausgrenzung bzw ein Ausschluss von Personen gemeint, die sich in irgendeiner Weise diskriminierend oder verletzend verhalten haben. Was vielleicht gut gemeint ist, schießt aber oft weit übers Ziel hinaus und schadet, aus meiner Sicht, einer offenen Diskussion. Prominente Politiker wie Boris Palmer und Sahra Wagenknecht beklagen z.B. auch eine zunehmende Intoleranz gegenüber Andersdenkender und eine Verengung der Diskussionsräume. Kolja Zydatiss widmet sich intensiv dem Thema "Cancel Culture" und schreibt auch eine Kolumne über "Der/die Ausgestoßene der Woche". In diesem Buch bringt er Beispiele aus dem politisch-gesellschaftlichen Alltag, in der Personen, vor allem aus dem politisch konservativeren Lager, Anfeindungen erleben mussten. Im mittleren Teil des Buches geht er auf gesellschaftliche Entwicklungen ein, die ihre Ursprünge u.a. in der 68er Bewegung haben. Am Ende wirbt er für mehr Mut zur Diskussion und macht deutlich, dass ein Grundmerkmal der Demokratie, der politische Pluralismus ist. Da "Cancel Culture" überwiegend aus der Richtung der "Lifestyle-Linken" ( lt. Frau Wagenknecht ), die sich der Identitätspolitik /-kultur zugehörig fühlen, kommt, kann der Inhalt dieses Buches für manche Leser sehr einseitig wirken. Die 170 Seiten sind flott gelesen und und das Buch ist großzügig gestaltet mit zahlreichen Quellenverweisen. Mir hat das kleine Buch sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es auch zu Diskussionen anregt. In einer Demokratie sollte jede Seite für ihre Interessen und Werte werben und eintreten können, ohne Angst vor Ausgrenzung und Verleumdung.

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