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Daggy

Posted on 1.6.2021

Das Cover zeigt einen kolorierten Ausschnitt aus einem alten Schwarz-weiß-Foto und es zeigt ein Mädchen mit einem Leserschultornister. Die Ponyfrisur trug ich damals auch und so erinnert mich da Bild an meine Kindheit. So unterschiedlich die Städte unserer Kindheit auch waren, so ähnlich sie sich doch sehr. Die Werkssiedlung in der Margit aufwuchs, die kleinen Wohnungen und das Spiel mit den Gleichaltrigen, alles ähnlich. Sechziger Jahre halt. Margit Schreiner erzählt in diesem Buch sehr offen von ihrer Kindheit in Linz. Von den Freuden im Hinterhof, von der Schule, von ihren Eltern und ihren Gedanken und Gefühlen. Damals bekamen die Kinder keine Antworten auf ihre Fragen, das war nichts für Kinder. Natürlich wurde man auch nicht aufgeklärt. Manche Freundinnen, wie Edda, wussten mehr, da fielen Begriffe wie „Coitus Interruptus“, zu denen man sich selbst einen Reim machen musste. Aber auch über ihr Altern und ihren Mann Bruno gibt es Informationen, die mir nicht ganz fremd vorkommen. Das Buch hat weder Kapitel noch Absätze, es geht in einem durch und deshalb hatte ich den Eindruck, als erzähle Margit Schreiner mir ganz im Vertrauen aus ihrem Leben. Ganz ehrlich und ohne Scham. So wurde das Wettpinkeln genaustens beschrieben, einschließlich der kleinen Unglücke und der Blicke auf die Genitalien der Jungs. Aber auch die nackten Hintern der Mädchen wurden genau beschrieben. Ich muss zugeben, besonders das Wort „Kriegserklärung“ hatte ich etwas irritiert, ich sehe aber ein, dass das Wort durchaus seine Berechtigung hat. Aber ich freue mich auch, dass die Autorin im Waldviertel einen schönen letzten Lebensabschnitt genießt, wenn Autoren auch nicht in Pension gehen. Deshalb freue ich mich auf weitere Bücher, irgendwie ist sie mir ein wenig zur, wenn auch schwierigen, Freundin geworden.

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