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kingofmusic

Posted on 22.3.2021

Makellose (Kurz-)Prosa Über mein Faible für Kurzgeschichten muss ich – zumindest für Eingeweihte - hier wohl keine Worte mehr verlieren. Zu viele wurden schon von mir rezensiert *g*. Dass man auf bzw. in sozialen Netzwerken immer wieder auf äußerst interessante Autorinnen und Autoren trifft, die weitab vom Mainstream schreiben und publizieren, ist ebenso ein offenes Geheimnis – ich wollte es nur noch mal erwähnen. So wurde ich vor einiger Zeit dank einer bzw. mehrerer Rezensionen auf das Prosadebüt „Dieses makellose Blau“ von Sarah Raich aus dem Berliner Indie-Verlag „mikrotext“ aufmerksam. Da mir die kurzen Zitate aus den Texten in den Rezensionen sofort gefielen, habe ich nicht lange gezögert und das Buch bestellt. Nun habe ich den Band bereits zwei Mal komplett durchgelesen (was bei 120 Seiten nicht wirklich schwer ist *g*) und die Geschichten lassen mich einfach nicht mehr los. Zu präzise, zu „lebensnah“ und mit psychologischem Spürsinn schreibt Sarah Raich ihren zumeist weiblichen Protagonisten Situationen auf den Leib, die auf den ersten Blick „unscheinbar“ sind (etwa einen Tisch von A nach B zurück nach A tragen *g*). Aber es geht weniger um die Situationen als solche, sondern um die Gedanken, die sich die Protagonistinnen dabei machen. Alle wollen sie „ausbrechen“ aus ihrer (teilweise) verzwickten Lebenssituation, alle sind nicht zufrieden mit den Gegebenheiten. Dabei lässt Sarah Raich meiner Meinung nach ihren Leserinnen und Lesern viel Interpretationsspielraum, um welche Situationen es sich handelt. Jeder wird seine „eigenen“ Geschichten lesen, interpretieren, sie sezieren und wieder zusammensetzen. Sarah Raich bringt ein gewaltiges Spektrum an Sprachspiel und an Ausdruckskraft mit. Es reichen zumeist wenige Worte, um die geneigte Leserschaft an die Geschichte zu fesseln. Und trotzdem wird nicht viel gesagt (das ist jetzt bitte absolut positiv zu verstehen!) Ein Umstand, der dazu führt, dass man die Geschichten (je öfter man sie liest) Schicht für Schicht „freilegt“ und trotzdem jedes Mal etwas Anderes liest. Hört sich vielleicht paradox an, aber ist genauso passiert. Jeder wird seine Lieblingsgeschichte in diesem Werk finden – für mich war „Das Schattenmal“ der herausragende Text dieser Sammlung. Allerdings soll das die anderen Texte nicht abwerten oder deklassieren. Jede dieser Kleinodien sprachlicher Finesse hat seinen Platz hier verdient! Ich werde den literarischen Weg Sarah Raich´s in jedem Fall sehr gerne weiterverfolgen! 5* und entsprechend eine absolute Leseempfehlung! ©kingofmusic

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