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joberlin

Posted on 19.3.2021

Der 70. Todestag des Schriftstellers George Orwell war bereits im Januar 2020, doch es scheint, als beginne das wahre Jubiläumsjahr gerade erst jetzt in 2021. So gibt es Neuübersetzungen des Weltromans "Farm der Tiere" von gleich mehreren Verlagen. Ob das in der Vielzahl wirklich nötig ist, sei dahingestellt, gut ist es auf jeden Fall, denn so rückt das Buch nachdrücklich in den Fokus von Medien und (neuen) Lesern. Doch warum ist dieses Buch so erfolgreich? Es ist – in welcher Übersetzung auch immer – ein großartig geschriebenes und komponiertes Buch. Vom Autor im Untertitel "a fairy story" genannt, handelt es sich jedoch um ein politisches Fanal gegen das Stalin-Regime. Geschrieben bereits 1943, konnte Orwell mit großer Mühe erst 1945 einen Verleger finden, denn Kritik an der Sowjetunion war zu dieser Zeit in Großbritannien nicht erwünscht – schließlich handelte es sich um eines der alliierten Länder im Kampf gegen Nazideutschland. Mit den Stilmitteln der Allegorie zeigt der Roman die Revolution von Tieren gegen ihren - sie ausbeutenden und schlecht versorgenden – Farmer Mr. Jones. Glorreich gewinnen sie den Kampf und tatsächlich fühlen sie sich freier, nun vom Joch erlöst. Doch der Triumph und die Besserung ihrer Lebensverhältnisse währt nur kurz, bald schon übernehmen die schlauen Farmschweine die Führung und wissen die vorhandenen Ressourcen - geschickt vor den anderen Tieren vertuschend - für sich auszunutzen. Man kann nun das Buch ohne weitere Kenntnis als Gleichnis für Machtmissbrauch der herrschenden Klasse lesen, das sollte nach meinem Empfinden auch gut mit älteren Kindern möglich sein. Besser und im Sinne Orwells wäre es jedoch, sich vorab mit den realen Vorbildern für die jeweiligen Tiere zu befassen. So stehen beispielsweise das Schwein Napoleon für Stalin, Snowball für seinen Widersacher Leo Trotzki und Mr Jones symbolisiert das starre, korrupte Zarentum. Hinweise dazu findet man sofort im Netz oder auch im Buch selbst. Ich habe den Roman nach vielen Jahren erneut gelesen und das war ein großes Erlebnis für mich. Selbst wenn man das Buch schon kennt, liest es sich geradezu spannend und das Scheitern der Revolution berührt sehr. Übrigens war Orwell Sozialist und alle seine Werke ab 1936 sind im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Totalitarismus zu lesen. Sein "Animal Farm" gehört jedenfalls zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur - man kann, ja man soll es wieder und wieder lesen!

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