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phantastische_fluchten

Posted on 6.3.2021

Sunnie und Polli lassen es sich gut gehen, bummeln herum, essen Eis und brüten über die neue Kreation eines Fast-Food Desserts nach. Sie ahnen noch nicht, dass bei ihnen zu Hause ein ungeduldiger Kater Namens Kiri O'City auf sie wartet, der sie ohne viel Federlesens entführt. So sehen es zumindest die beiden Meisterdetektive, die nur in das Fluggerät des Entführers steigen, weil er ihnen leckere Kekse, Schokolade und einen lukrativen Auftrag anbietet. Der Heißluftballon bringt sie nach Dampfstadt, wo sich unerklärliche Dinge ereignen und (ich zitiere) die Welt aus den Fugen gerät. Bürgermeister Ehrlich gab ein Wahlversprechen ab, dass ihm nun zum Verhängnis wird. »Solange der Dampf nach oben steigt, verspreche ich euch, soll euch die Energie frei zur Verfügung stehen.« Eine sichere Sache, denkt man, doch nun steigt der Dampf nicht mehr auf. Der Bürgermeister vermutet einen Konkurrenten hinter dem mysteriösen Ereignis und die beiden Meisterdetektive sollen ermitteln. Doch den beiden Katern stellt sich eine ganz andere Frage:»Warum grinsen hier alle so blöd?« Auf ihre gewohnte charmante-chaotische Art finden das Duo schnell die Lösung des Falls. Kommentar: Die Meisterdetektive Sunnie und Polli sind wieder unterwegs. Mehr oder weniger freiwillig aber wenn kann schon Keksen und Schokolade widerstehen? Das Buch ist genauso verrückt und skurril wie das Abenteuer im Land der Monate, mir hat es sogar ein bisschen besser gefallen. Das mag daran liegen, dass man dieses Mal einen Bezug herstellen konnte, da die Ereignisse nicht in einem erfundenen Land spielen, sondern in Deutschland. Die beiden Kater, die in einem fliegenden Hausboot leben, haben gemeinsam schon einige Abenteuer erlebt und knifflige Fälle gelöst. Als sie in Dampfstadt ankommen, ist ihnen sofort klar, dass ihre Hilfe benötigt wird. Nur mit den Verhaltensregeln kommen sie nicht so zurecht. Mir ist es unbegreiflich, wo der Autor, der übrigens völlig unter der Fuchtel der beiden Helden steht, seine skurrilen Ideen hernimmt. Sunnie und Polli, sind trotz ihrer etwas unkonzentrierten Art, zwei sehr liebenswerte Kater. Aber ein Kater, der sich nicht ablenken lässt, wäre kein richtiger Kater und gerade ihre seltsamen Gedankenkonstrukte führen sie oft ins Ziel. Und der Leser folgt ihnen völlig verblüfft auf ihren unlogischen Wegen, folgt ihnen zu jeder Abschweifung und staunt letztendlich, dass das Ziel erreicht ist. Sie sind herzensgute Kerle, die sich ebenso um das Liebesleben eines jungen Mannes sorgen, wie um die Reputation des Bürgermeisters. Sie verfügen nun mal über vielfältige Talente. Der Autor nennt diese Bücher »animal fantasy« Romane und er möchte die Leser verzaubern. Dies ist ihm geglückt. Allerdings denke ich nicht, dass der Roman für Kinder geeignet ist, denn sprachlich befindet er sich auf sehr hohem Niveau, dass sogar ich ab und zu Probleme hatte, den ganzen Windungen zu folgen, die aber letztendlich immer einen Sinn hatte und zum Ziel führten. Ich mag diese verschachtelte, verdrehten Sätze, die Erklärungen in einer Erklärung aber man muss sich Zeit dafür nehmen und intensiv lesen. Der Autor passt die Sprache sogar den kauzigen Helden an, wenn diese z B. eine »Pfotiküre« möchten oder »aristokatzisch« schauen. Ohne zu viel zu verraten kann ich auch sagen, dass hinter dem ganzen Unfug durchaus ernste Gedanken stecken, die den Leser am Ende ins grübeln bringen. Mir persönlich war die Geschichte mit 172 Seiten etwas zu kurz, das mag daran liegen, dass es hier »nur« um eine Erzählung handelt, während »im Land der Monate« ein eigenständiger Roman mit 420 Seiten war. Dort kam die Kuriosität des Ganzen besser zu Geltung. Joachim Sohn arbeitet freiberuflich bei deutschen Trickfilmproduktionen mit und er ist Illustrator. Das erkennt man an der liebevollen Gestaltung des Buches. Im inneren finden sich einige schwarz-weiß Illustrationen, welche die Geschichte untermalen und vom Autor Höchstselbst stammen, ebenso wie das Cover. Dadurch passt einfach alles perfekt zu diesem Abenteuer, dem noch weitere folgen werden.

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