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Wordworld

Posted on 16.12.2020

Wenn ihr hier mein Lob zu diesem Buch lest, denkt es euch einfach mal etwa dreifach stärker, dann kommt es vielleicht an das Buch heran. Nachdem ich die letzte Seite dieses Buches fertig gelesen hatte, saß ich einfach still eine Weile auf meinem Bett und habe nachgedacht. Ich kann die unglaubliche Tiefe der Botschaft, die hinter dem bisschen Papier und Druckerschwärze versteckt ist nicht in Worte fassen, also lest es!!! Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel "Mutant Message Down Under", was ich persönlich passender wenn auch weniger schön klingend finde als "Traumfänger". Das Cover ist einfach wunderschön gestaltet mit dem orangenen Sandmuster und den gemalten heiligen Tieren die die Aborigines auf der Haut tragen wenn sie etwas feiern. Es passt einfach perfekt zu dem Buch und versetzt einem beim Ansehen schon gleich in den Zauber einer fremden Welt. Auf meiner Ausgabe ist noch der Eyers Rock bei Sonnenaufgang zu sehen, was dem Ganzen noch eine leuchtende Note verleiht. Jedes der 30 Kapiteln trägt eine passende Überschrift und voran gestellt ist ein Vorwort in dem die Autorin versichert, dass das Buch frei erfunden ist, aber auf wahren Ereignissen basiert und durch diese Erfahrungen inspiriert eine überwältigende Botschaft in sich trägt. In vielen Kritiken zu diesem Buch habe ich gelesen, dass das Buch absolut unehrlich und alles erstunken und erlogen ist und ich habe mich wirklich aufgeregt. Wer heftig Kritik am Buch übt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt verstanden hat was das Buch damit sagen will. Kritik ist immer einfach wenn man den Standpunkt eines anderen nicht akzeptieren möchte weil er von der eigenen Meinung abweicht. Aber seien wir doch mal ehrlich mit uns und anderen, denn was dort gesagt wird hat doch einen Hintergrund. Warum also nehmen wir uns nicht mal die Zeit und denken darüber nach statt hier wie so üblich in unserem Land, erstmal rumzumeckern und zu zetern, weil uns etwas mal wieder nicht passt? Also liebe Leute, die sich über den "Verrat" an den Aborigines aufregen, lest doch mal das Vorwort: Es geht hier nicht um eine historisch korrekte Abhandlung über die Ureinwohner Australiens! Es ist völlig nebensächlich, dass das Buch in Australien spielt, es hätte auch Afrika oder der Dschungel sein können. Wichtig ist die Botschaft die dahinter steckt! "Nur wer sich selbst liebt, kann andere lieben. Positive Gedanken ziehen positives an, negative ziehen negatives an. Wenn man das Universum um Hilfe bittet, kommt die Hilfe auch!" Das klingt für die ganz "Schlauen" natürlich nach "Eso-Glückskeks-Gelaber", ist aber einfach unheimlich wichtig und in dem Buch wunderbar rübergebracht: Vertrauen in sich, Vertrauen in die Welt, Vertrauen in die Kräfte des Geistes und die Gesetze des Universums. Woran unsere Zivilisation am meisten krankt, ist die Angst. Angst vor Krankheit, Armut, Verlust, Körperfülle, Alter, anderen Kulturen, überhaupt der Zukunft. Von "oben" werden diese Ängste mit Hilfe der Medien kräftig geschürt, denn auf ihnen beruhen schließlich die meisten Gewinne in den größten Branchen der Erde (Pharma, Militär, Versicherungen, Kirchen, Schlankheitskuren um nur einige zu nennen). Der Stamm der "Wahren Menschen" sieht sich als die letzten wahren Menschen auf der Welt, da sie schon seit immer da gewesen waren, 50000 Jahre in denen sie keine Wälder vernichtet, kein Wasser vergiftet und keine Pflanzen und Tiere ausgerottet haben. Und obwohl sie sich keine Umweltsünden zuschulden kommen lassen haben, haben sie immer über genügend Nahrung und Obdach verfügt. Sie haben viel gelacht, geweint, ihre Leben sind lang, ausgefüllt und gesund und wenn sie diese Welt verlassen, tun sie das mit Zuversicht in den Seelen. Es sei nicht die Natur des Menschen, so zu leben und sich an den Wert des Materiellen zu klammern und deshalb nennen sie die Menschheit "Die Veränderten". Ein Zitat des Ältesten Königlicher Schwarzer Schwan hat mich besonders berührt: "Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann!" Der Schreibstil ist sehr beschreibend und man begleitet die Autorin gerne auf ihrer Reise durch die Hitze de Busches. Was mich etwas verwirrt hat, ist die Art "Kopf-zu-Kopf-Kommunikation", die die Aborigines anzuwenden scheinen. Auch das ein Knochenbruch innerhalb von wenigen Tagen ausheilt, nur mit Gedankenkraft, fand ich ehr seltsam. Doch das soll wohl nur eine Art Metapher sein. Wichtig ist doch die Botschaft: Wenn du gesund werden oder - noch besser - sein möchtest, gib deinem Körper das Gefühl, perfekt und gesund zu sein, anstatt immer nur nach Krankheitsanzeichen zu suchen oder über die Krankheit zu jammern. Und dass erstaunliche Dinge möglich sind in diesem Bereich, dürfte sich auch in die finstersten schulmedizinischen Bunker herumgesprochen haben! Die Handlung des Buches ist eigentlich recht überschaubar, eine Frau, die mit einer Gruppe Ureinwohner durch den Busch wandert. Doch was zählt, ist die versteckte Botschaft, die vielen kleinen Lehren und Schlüsse, die die Hauptperson auf der Reise bei scheinbar unbedeutenden Ereignissen zieht. Am Anfang fand ich es schwierig mich mit Marlo zu identifizieren, da sie 50 Jahre alt ist und in der Ich-Perspektive erzählt. Später geht sie jedoch über, die meiste Zeit von "wir" oder "uns" zu sprechen in dem sie den ganzen Stamm mit einschließt. Sie demonstriert damit den Gruppenzusammenhang in dem keiner den anderen irgendwie beeindrucken oder ausstechen muss da jeder einfach so akzeptiert wird, wie er ist. Wie sie sich und ihre Einstellungen während dem Walkabout verändert ist einfach nur spannend zum mit verfolgen. Jeder sollte dieses Buch lesen, vor allen Dingen die, die mit sich, ihrer persönlichen Situation, mit Gott und der Welt, unzufrieden sind. Alle Menschen, die Verantwortung dafür tragen, dass diese unsere Welt uns erhalten bleibt, sollten ebenfalls unbedingt mal ein Blick hineinwerfen. Sie sollten einmal inne halten in ihrem Streben nach Macht und Reichtum und ihrer Gier und Skrupellosigkeit bei der Ausbeutung unserer wertvollen Naturschätze. Ich will damit nicht sagen, wir alle müssen zurück zur Natur. Wir sollten schon froh sein, über unseren erreichten, zivilisierten Wohlstand. Aber wir sollten daran denken, dass die uns verbliebene Natur das größte und kostbarste Geschenk ist, das wir haben. Wenn es das ist, was Marlo Morgan mit diesem Werk beabsichtigte, dann hätte es seinen Sinn und Zweck erfüllt, egal ob die Reise jetzt nun auf wahren Ereignissen basiert oder nicht, mich hat sie auf jeden Fall damit berührt. Fazit: Es gibt Bücher, die werden gelesen und hinterher ad acta gelegt, ohne sie noch eines besonderen Gedankens zu würdigen. Andererseits gibt es Bücher, die ergreifen, überraschen, berühren und lassen auch lange nach der Lektüre nicht los. Zu dieser zweiten Gruppe gehört unbestreitbar dieses Buch. Das Werk führt den Leser in die faszinierende Kultur, die Geheimnisse und das weitestgehend unverfälschte Leben eines Aborigines-Stammes. Es werden unglaubliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Überlebensmethoden eines zum Aussterben verurteilten Volkes aufgezeigt. Themen wie das Verhältnis des Menschen zur Natur oder die Wertigkeit von Besitz und Luxus werden beleuchtet und sorgen dafür, den Leser zum Nachdenken zu bringen. Es gibt wenige Bücher, die eine nachhaltige Wirkung ausüben. Marlo Morgans "Traumfänger" zählt jedoch zweifelsohne dazu.

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