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madl_books

Posted on 9.11.2020

Hinter dem wunderschönen herbstlichen Cover von „Die dunklen Mauern von Willard State“, steckt eine wahnsinnig emotionale und dunkle Geschichte, die mich sehr berührt und beschäftigt hat. Ellen Marie Wiseman erzählt in ihrer Geschichte von zwei jungen Frauen, denen das Leben übel mitgespielt hat. Die 17-jährige Izzy hat es nicht leicht. Als sie noch klein war, erschoss die eigene Mutter ihren Vater. Daraufhin folgte eine Odyssee von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, bis Izzy schließlich bei Peg und Harry landet. Die Wunden ihrer Vergangenheit sitzen tief. Als Peg eines Tages die Möglichkeit erhält, mit einem Team alte Koffer aus der geschlossenen Psychiatrie Willard State zu sichten, spannt sie Izzy als helfende Hand ein. Dabei stößt sie auf einen Stapel ungeöffneter Briefe und das alte Tagebuch einer gewissen Clara Cartwright. Und damit tauchen wir gemeinsam mit Izzy in die unglaublich tragische und traurige Geschichte von Clara ein. New York, 1929. Die 18-jährige Clara ist das Kind eines erfolgreichen Bankers, der ganz genaue Vorstellungen hat, wie ihr Leben aussehen soll. Als sie sich aber weigert die arrangierte Ehe, die ihr Vater geplant hat, einzugehen, schickt dieser sie in ein Heim für Nervenleidende. Damit beginnt für Clara ein Albtraum mit dem sie niemals gerechnet hat.... Das Männer damals die Möglichkeit hatten, ihre Frauen und Töchter in psychiatrische Anstalten einzuweisen, nur weil sie gewagt haben zu widersprechen oder sich nicht „angemessen“ verhalten haben, ist einfach erschreckend grausam. Aber nicht nur dies, sondern auch was kranke Menschen in solchen Anstalten ertragen mussten, hat die Autorin hier deutlich und eindringlich vermittelt. Ich hatte nicht nur einmal Tränen in den Augen. Ich habe hier mit Clara und den anderen Patienten so gelitten. Man hatte alles bildlich vor Augen und konnte die Verzweiflung auf jeder Seite spüren. Aber auch Izzys Geschichte ist so ergreifend, denn auch sie lässt die Vergangenheit nicht los. Vor allem die Frage, warum die Mutter den geliebten Vater eiskalt erschossen hat, beschäftigt sie zutiefst. Ein für mich rundum gelungener Roman der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird und ganz bestimmt nicht das letzte Buch, was ich von der Autorin gelesen habe.

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