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Fina

Posted on 7.11.2020

Gestaltung: Schlicht und doch so wirkungsvoll. Hier bin ich sehr froh, dass das Originalcover übernommen wurde. Der weise Hintergrund mit den bunten Buchstaben wirkt für mich sehr symbolträchtig. Unser George ist eigentlich bunt und voller Leben, doch durch die Schwarz- weiß Gesellschaft, in der er lebt, kann er sich nicht entfalten und läuft auf Sparflamme. So habe ich diese Coveridee interpretiert. Abseits von meinen wüsten Deutungen finde ich die Aufmachung aber ohnehin sehr gelungen und wirkungsvoll. Lediglich der Preis für ein 200 Seiten-Buch ist hierbei meiner Meinung nach zu hoch angesetzt. Schreibstil: Ich war mehr als gespannt, wie dieses Thema hier umgesetzt würde. Ich hoffte trotz des ernsten Themas auf ein bisschen Lebensfreude, Humor und einen super Schreibstil, der Mut machen könnte. Leider wurde ich im Bereich Stil etwas enttäuscht. Gerade zu Anfang fand ich den Schreibstil sehr fad und einfach rundum deprimierend. Ich kam zwar recht gut in die Geschichte hinein, aber in Sachen Spannung bzw. den Leser bei Laune zu halten ließ der Schreibstil etwas zu wünschen übrig. Trotz des tollen Themas, was ich sehr wichtig finde, hätte man hier sicher mehr rausholen können. Gute Ansätze sind definitiv vorhanden. So fand ich es eine klasse Idee, George als "sie" agieren zu lassen, dass das nun mal sein Gefühl ist, mit dem er durchs Leben schreitet. Bis die Geschichte mehr Fahrt aufnahm, legte ich das Buch mehrmals aus Desinteresse bei Seite, was ich bei einem 200 Seiten Buch ziemlich schade finde. Aber vielleicht war es auch einfach nicht mein Stil und andere können mehr mit dem Schwermut jeder Zeile anfangen. Darum geht's: Heimlich liest George Mädchenzeitschriften auf der Toilette und keiner darf es erfahren. George fühlt sich im falschen Körper geboren und trotz dessen, dass er rein gar nichts dafür kann und am liebsten endlich die Last des Geheimnisses teilen möchte, weiß niemand von seinen Gedanken. Doch endlich fasst George Mut und vertraut sich seiner besten Freundin Kelly an... Idee/Umsetzung: Allein wegen der Idee musste ich dieses Buch lesen (und natürlich, weil John Green es empfohlen hat :-)). Das Thema von Transgendern im Kindesalter habe ich bisher noch nie in einem Buch gefunden, schon gar nicht in einem Kinderbuch, das ab 10 Jahren empfohlen wird. Ich finde es wichtig, dass solche, häufig noch als Tabu- Themen behandelten, Geschichten zur Sprache und zu Papier kommen, damit es mehr zur Normalität wird. Von der Umsetzung bin ich nicht 100%tig begeistert, obwohl es sehr tolle Passagen, weise Worte und schöne, wie traurige Momente gibt. Trotz des trockenen Stils habe ich George schon flott ins Herz geschlossen und sehr mit ihm mitgefühlt. Er möchte durch eine weibliche Theaterrolle endlich allen zeigen, was und wer wirklich in ihm steckt. Unheimlich rührend finde ich außerdem die Beziehung zu seiner besten Freundin Kelly und auch andere Charaktere, wie Kellys Vater, sind sehr liebenswert. Bei diesem Thema ist natürlich vorprogrammiert, dass man einige Figuren gar nicht ma (bei mir war das absolut der Fall bei Georges Lehrerin). Die Handlung ist sehr plätschernd, was auch in Ordnung ist, denn wir wollen schließlich Einblicke in Georges Alltag bekommen und der ist nun mal selten spektakulär. Aber spätestens, wenn er Kelly schildert, was ihn bedrückt, nimmt die Geschichte Spannung auf. Was ich eher etwas fraglich finde ist, ob 10 Jährigen Kindern dieses Buch helfen würde. Schon allein der Schreibstil ist nicht besonders kindgerecht und wird sicher schnell langweilig. Sicherlich können einige Kinder sich mit den gleichen Gefühlen und Gedanken, wie George sie hat, identifizieren und in dieser Hinsicht könnte es auch Mut machen und Outing fördern, doch ich bin bei der Altersangabe nach wie vor eher skeptisch. Insgesamt finde ich dieses Buch trotz aller Kritik lesenswert für Menschen, die sich an das Thema heranwagen wollen, denen vielleicht das Verständnis fehlt oder die mehr darüber erfahren wollen durch eine sehr persönlichen Einsicht in die Innenwelt eines betroffenen Kindes. Denn die Schilderungen von Gefühlen und Gedanken sind das, was der Autor sehr gut gemacht hat und was dieses Buch lesenswert macht. Fazit: Schreibstil hin oder her- dieses Buch eröffnet neue Blickwinkel und lässt uns teilhaben an der Geschichte eines ganz tollen Kindes, das einfach nur verstanden werden will. Ich konnte mit George sehr gut mitfühlen und gerade zum Ende hin wurde ich gut unterhalten. Wer das Thema interessant findet oder vielleicht auch gerade die, die noch gar nichts darüber wissen oder denen die Thematik befremdlich ist, können ja mal einen Blick riskieren. Ich vergebe gute 3 Drachen.

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