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monerl

Posted on 16.7.2018

Meine Meinung Die Autorin hat mit “Zwei alte Frauen” eine wunderschöne und einfache Geschichte geschrieben, die zeitlos bleiben wird. Die Legende, die seit vielen, vielen Jahren im Indianerstamm erzählt und ausschließliche mündlich überliefert wurde, fand vor 25 Jahren den Weg aufs Papier. Velma Wallis, selbst angehörige des Volkes der Athabasken, wurde nach den traditionellen Werten ihres Volkes erzogen. Eine Legende von Verrat und Tapferkeit lautet der Untertitel und trifft den Kern des kleinen Büchleins. Die beiden Frauen, die in jungen bzw. jüngeren Jahren den Stamm unterstützt hatten, nahmen im Alter für sich in Anspruch, dass nun ihnen geholfen werden musste. Sie liefen am Stock und trugen ihre Sachen nicht mehr selbständig auf den Wanderungen. Groß unterstützen konnten sie auch nicht. Sie waren somit in dem Jahr einer großen Hungersnot eine Belastung für den Stamm geworden. Die schon geschwächten jüngeren Stammesangehörigen sollten von dieser Last befreit werden, die beiden alten Frauen ernähren, stützen und für sie arbeiten zu müssen. Der Häuptling und sein Rat entschieden, sie nicht ins Winterlager mitzunehmen. Was das bedeutete, war allen klar: Die beiden Frauen würden ohne Hilfe sterben. Doch allen zum Trotz entwickelten sie in dieser hilflosen Zeit einen starken Überlebenswillen und mobilisierten all ihre Kräfte und Wissen, wie man in der Wildnis überleben kann. Eine Starthilfe bekamen sie heimlich von der Tochter und dem Enkel der älteren Frau. Ab hier nun wird der Leser Zeuge davon, das man alles schaffen kann, wenn man sich selbst nicht aufgibt und auf den Nächsten vertraut. Straff und ohne viele Worte erzählt Velma Wallis diese Legende, die dennoch so viel Wärme, Zuversicht, Hoffnung und Versöhnen beinhaltet, dass einem beim Lesen das Herz aufgeht. Es steckt so viel in dieser Geschichte, sodass man am Ende nach dem Lesen viel Kraft und Selbstvertrauen fühlt. Auf unsere heutige Zeit übertragen sollten wir nie vergessen, dass auch alte Menschen einmal jung waren und ihren Teil zum Wohle der Gesellschaft beigetragen hatten. Durch ihr Wissen, ihre Kraft, ihr Handeln haben alle profitiert. Irgendwann darf auch die Zeit kommen, indem die neuen Jungen den Alten helfen und sie unterstützen sollten. Der Aspekt, dass alte bzw. ältere Menschen sich nicht alt fühlen müssen und in der Lage sein können, noch einiges zu leisten, falls sie denn gesund sind, fand ich auch sehr schön rübergebracht. Die beiden alten Frauen, Mitte siebzig und Anfang achtzig, waren in der Lage vergessene Stärken und Fähigkeiten zu mobilisieren, die ihnen dazu verhalfen nicht nur zu überleben, sondern für ihre Verhälnisse in Wohlstand zu leben und keine Angst mehr vor dem Verhungern zu haben. Sie hatten es sogar darüber hinaus geschafft, wieder eine große und wichtige Stütze für den Stamm zu werden, der die Gelegenheit bekam, zu erleben, wie wichtig es ist, in der größten Not zusammenzuhalten und jeden einzelnen wertzuschätzen. Fazit Ein Buch, das genau wegen seiner ganzen Einfachheit besticht! Es bedarf nicht vieler Worte zu verstehen was passieren wird, wenn Hunger, Kälte, Angst und Hilflosigkeit auf hohes Alter trifft. Es war ein schweres, karges Leben, das die Nomadenstämme bezwingen mussten. Mit diesem Buch bekommen wir schöne und traurige Einblicke in solch ein Leben. Trotz der Andersartigkeit der Lebensform, ist die Moral dieser Legende auf alle Gesellschaften übertragbar. Und genau das macht das Büchlein sehr kostbar. Absolute Leseempfehlung!

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