Profilbild von monerl

monerl

Posted on 6.6.2018

Meine Meinung Das Debüt von Charlotte Roth nimmt uns mit ins Deutsche Kaisserreich, den 1. Weltkrieg von 1914 – 1918, den Deutschland verloren hatte und kurz darauf in die Weimarer Republik, die am 09. November 1918 ausgerufen wird. Das ist die erste Wende, die Paula miterlebt. Sie glüht für den höher geborenen Clemens und für die SPD Partei, die Arbeiterpartei, der Clemens sein Leben gewidmet hat. Die 93-jährige Paula erlebt mit ihrer Enkelin Alex 1989 die zweite Wende. Die Mauer zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ist gefallen, die Grenzen sind offen und Alex findet an diesem historischen Tag die große Liebe, eine Liebe auf den ersten Blick. Doch Paula erkennt in dem Namen des jungen Mannes eine längst vergessene und verdrängte Vergangenheit wieder und erleidet einen Herzinfarkt. Nun ist es an Alex ihre Wurzeln zu suchen. Bevor sie stirbt, muss Paula ihr ihre Geschichte erzählen. Und dies vollzieht die Autorin ganz wunderbar, indem sie Vergangenheit und Gegenwart mit ein dem gleichen Satz enden und anfangen lässt. Eine sehr schöne Art die beiden Handlungsstränge zu verbinden. Dabei kommen viele Geheimnisse ans Licht. Viele Verletzungen, körperliche wie seelische, die bis in die Gegenwart nicht geheilt werden konnten. Zwei große Kriege, die das Schlimmste im Menschen herausgeholt haben und mit dessen Folgen es sich nicht mehr unbeschwert und unbedart leben lässt. Gräueltaten können nicht ausradiert werden. Paulas Leben füllen zahlreiche Menschen, die die ganze Geschichte sehr lebhaft machen. Gerne habe ich ihre Schicksale verfolgt und dabei viel über die politische Struktur von damals gelernt. Habe mitgefiebert, wie die SPD an die Macht kam, wie sie sich zerstritt und wie langsam aber bestimmt Hitler und seine Schergen die Führung übernahmen. Da es kein Leben ohne Liebe gibt, begegnen wir ihr auch hier mehrfach und in allen Facetten. Doch manchmal war es mir hierbei zu viel. Ein zuviel an hin und her und Verletzungen der Herzen. Obwohl Paula und viele andere Figuren sehr gut charakterisiert worden sind, wir viel über sie erfahren und viele Hochs und Tiefs miterleben, konnten sie mich nicht so mitreißen, wie ich es sonst von den Figuren Charlotte Roths gewohnt bin. Eine gewisse Distanz war nicht zu überwinden. Und Alex bleibt leider ziemlich eindimensional und fad. Ihr Handlungsstrang ist nur der Aufähänger, um den geschichtlichen Rahmen einzuleiten. Gerne hätte ich auch mehr über sie und über die spannende Zeit von 1989 erfahren. Das Ende ist wie immer gelungen und rund und sorgt für die eine oder andere Überraschung. Zum Hörbuch Elisabeth Günther ist eine sehr gute Sprecherin und ausgezeichnet für dieses Hörbuch ausgewählt. Sie ließ die Geschichte lebendig werden und ich fühlte mich mitten drin. Es gelang ihr durch die Sprechart die Figuren zu charakterisieren und ihnen einen Erkennungswert zu geben. Absolut top und deshalb sehr höhrenswert. Fazit Ein großartiges Debüt, das Deutsche Geschichte verständlich macht. Mitreißend, informativ und lebendig! Für alle, die sich vor Liebesgeschichten nicht scheuen und gerne Bücher mit intensiven Dialogen zu schätzen wissen. Eine klare Leseempfehlung für das Buch sowie das Hörbuch.

zurück nach oben