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SternchenBlau

Posted on 3.8.2020

„Danke an alle, die für die Wissenschaft kämpfen. Und die wissen, dass es auf komplexe Fragen keine einfachen Antworten gibt.“ Dieser Gedanke aus der Danksagung am Schluss des Buches, hat mir total gut gefallen und trifft auch das Grundgefühl von „Nerds, die die Welt retten“ sehr gut. Und für all jene, die sich immer mal wieder als Nerd fühlen und die gerne die Welt retten würden, ist dieses Buch hervorragend geeignet. Sibylle Bergs Auswahl an 16 „Nerds“ ist sehr gelungen: „Systembiologie, Neuropsychologie, Kognitionswissenschaft, Meeresökologie, Konflikt- und Gewaltforscherung. Mir gefiel das ganz besonders, dass die Fachgebiete der Gesprächspartner:innen ist sehr breit gestaltet wurde. Für mich ist das ein Gemischtwarenladen im komplett positiven Sinne, weil schon allein das zeigt, dass die unterschiedlichsten Fachgebiete die Welt jeweils ein klein bisschen retten können. Die Lesenden sollten aber sich auch für so ein breit gefächertes Menü interessieren.  „‚Männer haben etliche Gründe, Angst vor der Klitoris zu haben.’“ (Odilie Fillod) Jedes Interview mit wird mit einem sehr stimmigen Zitat des „Nerds“ eingeleitet. Danach folgt eine kurze Vorstellung und dann das eigentliche Interview. Jedes Interview beginnt mit folgender Frage: „Haben Sie sich heute schon um den Zustand der Welt gesorgt?“ Diese Struktur hat mich immer sehr neugierig gemacht, auf die interviewten Person, ihre Sicht auf die Welt und das jeweilige Sachgebiet. Einen echten Mehrwert bieten auch die Links (bzw. QR-Codes, die für die Printfassung funktionieren), die neben Lexikonartikeln zu Produktvideos oder TED-Talks verlinken. Warum vergebe ich trotzdem nicht die Höchstanzahl von Sternen, sondern „nur“ 4 Sterne? Es ist wohl der gleiche Grund, warum ich das Buch nach knapp zwei Interviews erstmal zur Seite gelegt habe. Manchmal ging mir Bergs sarkastischer, pessimistischer Fragenstil ziemlich auf die Nerven, genauso wie die Seitenhiebe, dass Recht-Links-Schemata überholt wären. Dazu finde ich die Frage, warum sich Frauen weniger für IT interessieren würden, recht unglücklich formuliert, weil diese Frage das als Fakt festlegt, obwohl dies in anderen Ländern tatsächlich anders ist. Und bei der Phrase „Apropos“ taten mir spätestens beim dritten Mal die Zähne weh, vor allem, weil da oftmals einfach nur aus der kalten ein Übergang geschaffen werden sollte. Obwohl ich Sibylle Berg als Journalistin und Kommentatorin schätze, weiß ich jetzt wieder, warum ich nach meinem ersten Versuch mit „Sex II“ keinen Roman mehr von ihr gelesen habe. Und ich fand es irritierend, dass Berg bei ihren Fragen keine genderneutralen Formen benutzt und oftmals nicht einmal die femininen Formen. „Das ist wohl die größte Gefahr für die Wissenschaft. Wissenschaft scheitert nicht daran, dass Forschungsergebnisse unerwartet sind, sondern daran, dass Forschungsergebnisse ignoriert werden.“ (Lorenz Adlung) Gerade in Zeiten, in denen dieses Problem trotz immer größerer technischen Möglichkeiten um sich greift, ist ein Buch wie dieses umso wichtiger. Fazit Sehr spannende Gesprächspartner:innen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Ich habe viel gelernt. Nur der Fragenstil nervte mich machmal. 4 von 5 Sternen.

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