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Harakiri

Posted on 16.7.2020

Eine einsame Stelle im Wald, ein Teenager drückt einem anderen eine Schrotflinte an die Stirn und drückt ab … So beginnt „Kleine Stadt der großen Träume“ Der neue Roman von Fredrik Backman ist ganz im Eishockeyfieber. Ein kleines Dorf im Norden Schwedens kennt kaum ein anderes Thema als Eishockey und den Gewinn der Juniormeisterschaft. Um dieses Spiel herum baut Backman seine Geschichte auf. Bzw. Geschichten. Denn jeder der Einwohner hat ja seine eigene. Und die meisten sind eher traurig. Doch trotz dieser eher düsteren Grundstimmung fasziniert das Buch. Naja, nachdem man sich mal durch die ersten 200 Seiten gequält hat, in der quasi in jeder Zeile von Eishockey die Rede ist. Das hat das Buch leider einen Stern gekostet. Anschließend kann man aber voll in die Geschichte eintauchen. Und die hat es in sich: ein Mädchen wird auf einer Party vergewaltigt. Und die ganze Stadt stellt sich gegen sie. Weil nämlich jemand aus der Eishockeymannschaft der Täter ist, und die hält bekanntlich zusammen. Und immer hat man ja dieses erste Kapitel im Hinterkopf und fürchtet sich vor dem, was passiert. Backmans Schreibstil ist anders als der anderer Autoren. Poetisch, nachdenklich, teils düster, teils sehr humorvoll, sprunghaft und ein klein wenig anstrengend. Backmans Bücher kann man dafür aber auch mit allen Sinnen erleben. Die Story um Kevin, Amat, Maya, Ana, Bobo und Benji macht nachdenklich, fesselt und wirkt sehr realistisch. Einige der Charaktere haben mich überrascht. Sie waren sehr komplex aufgebaut, verstanden es zu begeistern. Fazit: Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, um es mit allen Facetten zu verstehen. Eishockey steht hier wohl symbolhaft. Es könnte auch Fußball oder Handball sein. Denn eine Mannschaft steht zusammen!

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