Profilbild von sinnesgleich

sinnesgleich

Posted on 13.2.2020

„Alles, was sie uns über den Kommunismus erzählt haben, war gelogen. Aber alles, was sie uns über den Kapitalismus erzählt haben, war richtig“ (Sprichwort in vielen osteuropäischen Ländern) Kristen Ghodsee konstruiert das Bild einer Zukunft in der Frauen durch Integration in den Arbeitsmarkt, Lohngleichheit und eine aktive Sozial- und Familienpolitik ein hohes Maß an ökonomischer Unabhängigkeit gegenüber den Männern besitzen. Regelungen die in zahlreichen sozialistischen Ländern schon heute Realität sind. Der kritische Fokus liegt hierbei auf dem derzeitigen System der USA. Der Schreibstil ist flüssig und zugänglich was für einen sehr guten Lesefluss sorgt. Das finde ich bemerkenswert, denn ich habe oft das Gefühl, dass der für gewöhnlich gehobene Ton der Sachbücher viele, vor allem junge Leser, abschreckt. Die Argumentation ist außerdem stringent, durchdacht und durch eine Vielzahl von Quellen gestützt. Die Autorin führt den Leser sensibel an den Feminismus und den Sozialismus heran. Besonders auf letzterem liegt hierbei der Schwerpunkt. Man lernt einiges über die Grundgedanken des Sozialismus. Dabei spricht die Autorin sowohl die positiven als auch negativen Auswirkungen eines solchen Systems an. Die Gräueltaten und Schicksale unter dem Staatssozialismus der UdSSR werden hier nicht verherrlicht oder beschönigt. Viel mehr ruft sie dazu auf, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und sozialistische Elemente auf das 21. Jahrhundert angepasst in unsere jetzigen politischen Systeme zu integrieren. Hierbei betont sie vor allem wie vorteilhaft sich dies auf das Leben von Frauen auswirken würde. Und ja, eben auch auf den Sex. Gut gefallen hat mir zudem die optische Gestaltung des Buches. Das Cover ist ansprechend und der Titel provokant. Außerdem befanden sich zu Beginn jedes Kapitels ein Bild eines/-r Frauenrechtlers/-in samt kurzem Steckbrief. Kritisieren möchte ich an dieser Stelle aber die oftmaligen Wiederholungen der Kernthese des Werkes. Meiner Meinung nach dürfte dem Leser spätestens nach dem zweiten lesen der These klar sein, um was es geht. Das etliche Male zu wiederholen ist überflüssig und störend. Abschließend kann ich dieses Buch jedem ans Herz legen der sich für Feminismus und Alternativen zum kapitalistischen System interessiert. Und falls du dich bislang für keines dieser beiden Themen interessierst: lies es trotzdem! Das Buch wird dein Interesse vielleicht wecken. Es ist wichtig Dinge zu hinterfragen und nichts als gegeben hinzunehmen nur weil es eben momentan so ist. Bildung ist wertvoll und nicht jeder genießt das Privileg sie zu erhalten. Das sollten wir uns viel öfter vor Augen führen. Also schau dich um, häufe Wissen an, hinterfrage und schau dir Alternativen an! Es wird dich bereichern. Zuletzt möchte ich mich noch bei dem Suhrkamp Verlag für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplars bedanken! Meine Meinung ist hiervon jedoch gänzlich unbeeinflusst.

zurück nach oben