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Gabriele

Posted on 23.9.2022

Lesehighlight! Als ich dieses Buch entdeckte, wusste ich, dass ich es lesen muss. Der Autor hatte mich mit „Die Überlebenden“ vollkommen für sich eingenommen. Auch dieses, sein zweites ins Deutsche übersetzte Buch begeistert mich für Alex Schulman. Vor der Lektüre befasste ich mich kaum mit dem Inhalt, sondern begann einfach nur zu schmökern. Unklar, wohin mich die Reise führt, erfuhr ich von der Wut des Autors. Er berichtet, wie er - ohne es zu wollen – seine Töchter in die Enge treibt. Erschrocken darüber beginnt er eine Therapie, die ihn tief in seine Familiengeschichte eintauchen lässt. Er entdeckt, dass sich seine Großmutter zwei Jahre nach der Verehelichung mit Sven Stolpe in einen anderen Mann verliebte. Der war – genau wie ihr Angetrauter – Autor und hat in seinen Schriften die heimliche Liebe verarbeitet. Ebenso wie der Großvater, der sich zeitlebens in einem Zwist mit seinem Widersacher Olof Lagercrantz verwickelt war. Karin Stolpes Versuche ihren Ehemann zu verlassen, scheiterten an der Angst, die er ihr, die mit ihren Übersetzungen selbst Geld verdiente, eingejagt hat. Der Ehe entstammen vier Kinder, die inzwischen alle zerstritten sind. Dieses Buch ist vollkommen anders als „Die Überlebenden“. Zwar handelte es sich darin auch um Familiengeheimnisse, doch waren die wahrscheinlich nicht so der Realität entliehen. Alex Schulman erwähnt in seinem Dankeswort zu „Verbrenn all meine Briefe“, dass ihm die Familie von Olof Lagercrantz private Aufzeichnungen des Autors für die Recherche zur Verfügung gestellt hat. Zusammen mit den Büchern seines Großvaters hat er einen authentischen Bericht zu einem Roman verarbeitet, der tief unter die Haut geht. Mich hat das Buch nach wenigen Seiten so gefesselt, dass ich es kaum mehr aus der Hand legen konnte. Ein weiteres Mal hat mich der Schwede Alex Schulman (am 17.2.1976 in Hemmesdynge geboren und Vater von drei Kindern) voll überzeugt. Und zum wiederholten Mal würde ich die Lektüre besser als mit sehr gut bewerten. Anmerkung: Nach wie vor ist er erschreckend, wie sich Frauen von ihren Männern in die Enge treiben lassen und kaum fähig sind, sich dagegen zu wehren. Dies ist schon das zweite Buch, das mir in letzter Zeit zu diesem Thema in die Hände gekommen ist. In „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher, das es 2022 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, wird das gleiche Phänomen behandelt. Allerdings sprach mich „Verbrenn all meine Briefe“ noch stärker an. @gst

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