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Buchdoktor

Posted on 10.9.2022

Kieran Elliott kommt mit Partnerin Mia und dem gemeinsamen Baby zu Besuch in seinen Heimatort an der tasmanischen Südküste. Weil sein Vater an einer rasch fortschreitenden Demenz erkrankt ist, löst Mutter Verity den elterlichen Haushalt auf, auch wenn noch nicht das letzte Wort darüber gesprochen ist, wie es mit ihr und Brian weitergehen soll. Vor 12 Jahren war Kieran als Jugendlicher Auslöser einer Katastrophe gewesen, die die (fiktive) kleine Gemeinde noch heute zu erdrücken scheint. Als die junge Aushilfskellnerin Bronte tot am Strand von Evelyne Bay gefunden wird, bricht das nie geheilte Trauma des Unglücks wieder hervor. In den Fels-Höhlen am Strand, die nur bei Ebbe erreichbar sind, war Kieran damals gemeinsam mit Olivia von einem Unwetter überrascht worden. Beim Versuch, die Jugendlichen von der Seeseite aus zu retten, starben Kierans älterer Bruder Finn und dessen Geschäftspartner Toby. Die Sturmflut versetzte an jenem Abend alle Bewohner in Aufregung, so dass erst viel zu spät das Verschwinden von Gabby entdeckt wird (Mias Freundin und Olivias Schwester). Nur Gabbys Rucksack wird ohne Inhalt am Strand gefunden. Gabbys Mutter hadert bis heute damit, dass der Tod des Mädchens nicht gründlich genug untersucht wurde. Das Drama sprengt die kleine Gemeinschaft – und doch wirken die betroffenen Familien durch ihre Verluste untrennbar aneinander gekettet. Ein komplexes Netz verbindet bis heute verwaiste Eltern und Geschwister, Kollegen und den Dorfpolizisten. Hinter Schuld und Selbstvorwürfen, die wie eine düstere Wolke die Hinterbliebenen bedrängen, scheint der gewaltsame Tod von Bronte zunächst in den Hintergrund zu treten. Welche Verbindung könnte bestehen zwischen den Opfern einer Sturmflut vor 12 Jahren und einer fremden jungen Frau, die in der Gegenwart in Ruhe ihre erste große Kunstausstellung vorbereiten wollte? Was braut sich zwischen Ash zusammen und dem Autor George, der Ashs Elternhaus gekauft hat? Die ungelösten Rätsel scheinen mit Voranschreiten der Ermittlungen zuzunehmen. Könnten sogar die drei „The Suvivors“ genannten Skulpturen vor der Küste ein Geheimnis verbergen? Dass die Aussagen von Kierans demenzkrankem Vater nicht gerichtsverwertbar sind, macht die Recherche für die ermittelnde Kommissarin Sue Pendlebury aus Hobart nicht einfacher … Drückende Kleinstadtatmosphäre, das Meer als gefährlicher Gegner, darin ein vor der Küste liegendes Wrack und ein junger Vater, der durch sein Baby im Tragegurt besonders verletzlich wirkt, spielen in Jane Harpers atmosphärisch starkem Krimi entscheidende Rollen. Die Aufklärung der miteinander verknüpften Todesfälle in Rückblenden kommt nicht unerwartet und wirkt plausibel.

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