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B. S.

Posted on 13.7.2022

Die dunkle Seite von Social Media Die faszinierende Prämisse von „Dieser Beitrag wurde entfernt“ hat mich dazu gebracht, es in die Hand zu nehmen, und es hat mich nicht enttäuscht. Dieser kleine Roman ist prägnant und wirkungsvoll. Wir folgen Kayleigh, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Hexa, wo sie als Content-Moderatorin für soziale Medien arbeitete. Ihre Aufgabe ist es zu entscheiden, welche Beiträge (Posts, Videos etc.) auf der Seite bleiben dürfen und welchen nach den Richtlinien des Arbeitgebers gelöscht werden müssen. Von Anfang an möchte man beim Lesen mehr über Hexa und die Ereignisse erfahren, die dazu führten, dass Kayleigh schließlich gegangen ist. Die Erzählperspektive ist interessant, die Geschichte wird in Form eines Briefes an einen Anwalt, der eine Sammelklage gegen Hexa wegen der dortigen Arbeitsbedingungen im Namen einiger ehemaliger Mitarbeiter einreicht, erzählt. Im Verlaufe des Briefes bekommt man Einblicke in Kaleighs Leben und ihre Arbeit bei Hexa und wie diese sich negativ auf die psychische Gesundheit und das private Leben von ihr und ihrer Kollegen auswirkte. Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Die Sprache war teils ironisch und teils provokant und der Schreibstil fing die erstickende Atmosphäre der Arbeit gut ein. Die Wirkung, die die Überprüfung der Social-Media-Inhalte auf die Moderatoren hat, wird beim Lesen richtig spürbar. Auch wurde überzeugend dargestellt, wie die Arbeit als Content-Moderatorin die Menschlichkeit einer Person zerstören kann. Einzig die Geschichte von Kaleighs persönlichen Leben und die Liebesbeziehung zu einer ihrer Kollegin war nicht ganz so stark und störte manchmal etwas den Erzählfluss, vielleicht auch aufgrund des seltsamen und abrupten Endes des Buches. Bedingt durch die geringe Länge des Buches fehlt bei manchen Themen die Tiefe. Ebenso wirft das Buch mehr Fragen auf, als das es beantwortet, was nicht jeden gefallen wird. Trotz allem ist „Dieser Beitrag wurde entfernt“ definitiv ein Buch, das sich zum Lesen lohnt und das zum Nachdenken anregt.

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